Die Reise nach Russland kommt für Lewis Hamilton gerade recht. Im vergifteten Formel-1-Titelduell mit Spitzenreiter Max Verstappen scheint der Rekordweltmeister endlich mal wieder klar im Vorteil zu sein.
Denn immer wenn in Sotschi gefahren wurde, kam ein Mercedes als Erster ins Ziel. Hamilton ist mit vier Erfolgen zugleich Rekordsieger auf dem Wohlfühlkurs der Silberpfeile, während Verstappen seinen Red Bull im Vorjahr als Zweiter nur einmal überhaupt auf das Podest steuern konnte. Fünf Punkte beträgt Hamiltons Rückstand in der Gesamtwertung vor dem nächsten Showdown.
«Mein Batmobil», schrieb Hamilton vor der Abreise in den Olympia-Ort von 2014 bei Instagram zu einem Foto seines schwarzen Wagens mit der Startnummer 44. Und auch wenn es für den 36-Jährigen nicht wie in den Batman-Filmen um den Kampf gegen Bösewichte geht, so hat der Brite doch eine klare Mission. Als erster Fahrer will er im Dezember zum achten Mal Weltmeister werden und so auch Legende Michael Schumacher übertrumpfen. Nach der für ihn mäßigen Bilanz von nur einem Sieg aus den letzten zehn Rennen steigt der Druck vor dem 15. von 22 WM-Läufen an diesem Sonntag (14.00 Uhr/Sky) an der Schwarzmeerküste allerdings.
Startplatzstrafe für Verstappen
Nach Rennsiegen führt der Niederländer Verstappen in diesem Jahr mit 7:4. Mit Spannung wird nach dem Zusammenprall der Rivalen zuletzt in Monza das nächste Kräftemessen erwartet. Verstappen wurde nach dem harten Zweikampf, der für beide Fahrer mit dem Aus in Italien geendet hatte, mit einer Startplatzstrafe belegt. Drei Positionen weiter hinten muss er losfahren. Es könnten jedoch noch mehr werden, falls sich Red Bull entscheidet, den Motor des Herausforderers zu wechseln. Dann müsste er sich in der Startaufstellung ganz hinten einreihen. Fachmedien spekulieren bereits über dieses mögliche Szenario auf einer Strecke, die Verstappens Wagen noch nie besonders gelegen hat.
Hamilton kehrt auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Sotschi nach einem Schock ins Auto zurück. «Ich fahre seit langer Zeit Rennen und bin so dankbar, dass ich immer noch hier bin», sagte der Weltmeister in Monza, nachdem Verstappens Auto mit einem Rad auf seinem Helm gelandet war. Der Cockpitschutz verhinderte eine schlimme Verletzung, trotzdem gab es Sticheleien von Erzrivale Red Bull. «Der ganze Vorfall war sicher nicht lebensgefährdend. Wenn er wirklich seriöse Nackenschmerzen oder Probleme gehabt hätte, dann wäre er nicht in New York gewesen», sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei RTL.
Tatsächlich jettete Hamilton direkt einen Tag nach dem Crash zur Met Gala in die USA. Dort nahm er gut gelaunt an der Mode- und Spendenveranstaltung teil und unterstützte auch Nachwuchs-Designer. «Ich finde, Lewis hat nach dem Unfall von Monza zu sehr dramatisiert – angesichts dessen, dass er am nächsten Tag putzmunter nach New York geflogen ist», sagte auch der ehemalige Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher im «AvD Motor & Sport Magazin» bei Sport1.
Zweiter Crash
In Monza waren Hamilton und Verstappen zum zweiten Mal in dieser Saison folgenschwer kollidiert, bereits in Silverstone hatte es einen Crash gegeben. Keiner will nachgeben und dem Kontrahenten auch nur einen Zentimeter zu viel Platz gönnen. «Wir von unserer Seite versuchen auf Max einzuwirken, dass eben gegenseitiger Respekt da ist und Kollisionen zu vermeiden sind», sagte Marko. Ähnlich handhabt es Mercedes und vertraut ganz auf die Erfahrung von Superstar Hamilton, der in Sotschi als Erster seinen 100. Grand-Prix-Sieg schaffen kann.
«Lewis bestreitet in dieser Saison zum zehnten Mal in seiner Formel-1-Karriere einen WM-Kampf und er ist hochkonzentriert auf seine Ziele für die nächsten acht Rennen», sagte Toto Wolff, der Motorsportchef von Mercedes.