WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton war nach seiner Schadensbegrenzung erleichtert, Mick Schumacher strahlte nach seinem besten Qualifikationsergebnis.
Der englische Mercedes-Pilot ließ zwar in Istanbul seine Konkurrenten um Verfolger Max Verstappen in der Qualifikation hinter sich. Wegen einer bereits zuvor besiegelten Strafversetzung für einen regelwidrigen Motorenwechsel muss Hamilton am Sonntag (14.00 Uhr/Sky) das Feld als Elfter aufrollen. «Es wird nicht leicht, sich nach vorne zu arbeiten», räumte Hamilton ein. «Wo ein Wille ist, ist aber auch ein Weg.»
Bottas rutscht auf Pole-Position
Von Hamiltons Strafe profitierte sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas, der als Zweiter ganz nach vorne rutscht. Verstappen will von Rang zwei die WM-Führung übernehmen. «Ich kann nicht allzu enttäuscht sein», meinte der Niederländer, der tags zuvor noch über die Balance seines Wagens geklagt hatte.
Eine imposante Vorstellung zeigte Schumacher: Er steht in der Startaufstellung so weit vorne wie noch nie. Schumacher erreichte im unterlegenen Haas erst zum zweiten Mal in seiner Premierensaison den zweiten Qualifikationsdurchgang. «Yes», schrie er nach der überstandenen ersten K.o.-Runde über Funk. Nach Platz 15 im Juni in Frankreich beendete Schumacher die Einheit nun auf Rang 14.
Freudestrahlend klatschte Schumacher in der Box seine Mechaniker ab. «Sehr glücklich» sei er, meinte der 22-Jährige im TV-Sender Sky. «Wir haben uns das als Team erarbeitet, wir haben die richtige Entscheidung getroffen. Wir sind im richtigen Moment mit den richtigen Reifen rausgefahren.»
In Le Castellet hatte Schumacher nach einem Unfall in der ersten K.o.-Runde jedoch in der zweiten Einheit nicht starten können. «Es war anders, witzig, ungewohnt», meinte er nun über die neue Erfahrung. «Ich mache es mir aber gerne zur Gewohnheit.»
Sebastian Vettel startet im Aston Martin nur von Position zehn. «Ich kam mit den Stellen, wo es ein bisschen nass war, nicht so gut zurecht», sagte Vettel, der seinen Rhythmus nicht fand.
Wann kommt der Regen? Das war der Stressfaktor für die Formel-1-Teams während der Startplatzjagd. Das Abschlusstraining hatten Hamilton & Co. auf nasser Strecke absolvieren müssen. Unter den schwierigen Bedingungen gab es zahlreiche Dreher – von Vettel bis Verstappen.
Wolff: «Strategie im Rennen das Wichtigste»
Williams-Pilot George Russell wirbelte sogar ins Kiesbett, weshalb das Warmup vor der Qualifikation sogar kurz unterbrochen werden musste. Der Brite blieb aber genauso wie sein Auto unbeschadet. Mit zunehmender Dauer trocknete die Strecke zwar, die Fahrer riskierten jedoch nicht mehr viel auf dem Asphalt.
In der Qualifikation war keine Zurückhaltung mehr angebracht. Regen war angesagt, deshalb versuchten die Piloten noch schnell auf den profillosen weichen Reifenmischungen ihre Runden zu drehen.
Auf Regenreifen mussten die Startplatzjäger während der ganzen K.o.-Runden aber nicht zurückgreifen. Im letzten Durchgang bewahrte Hamilton die Spitze vor Bottas und Verstappen. «Positiv ist, dass wir von der Pole starten. Negativ ist, dass wir die erste Reihe für uns hätten haben können», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff und meinte mit Blick auf das Rennen: «Die Strategie wird das Wichtigste sein.»