Eine Ära ist zu Ende, ein Großer des Motorradsports sagt Lebewohl. Valentino Rossi hat beim Saisonfinale der MotoGP den Schlusspunkt unter seine lange Zweirad-Karriere gesetzt.
Im spanischen Valencia startete die PS-Legende zum letzten Mal bei einem Grand Prix und wurde Zehnter. Mit einem Feuerwerk und Standing Ovations feierten ihn die Fans nach der Zieldurchfahrt.
Mit 432 Starts, 89 Siegen und 199 Podestplätzen in der MotoGP ist Rossi Rekordhalter. Von 1996 bis 2021 nahm der Italiener an 26 Weltmeisterschaften teil und holte in diesem Zeitraum neun Titel. Siebenmal setzte sich Rossi in der Königsklasse MotoGP durch.
Stolz und Wehmut
«Ich bin so etwas wie eine Ikone geworden, und das ist wunderbar», sagte er mit Stolz, aber auch mit Wehmut in der Stimme. Den WM-Titel hatte sich bereits zwei Rennen zuvor der Franzose Fabio Quartararo (Yamaha) gesichert.
Für Aufsehen hatte der heute 42-Jährige gesorgt, als er Ende 2003 von Honda zu Yamaha wechselte und damit viel riskierte. Doch der Poker ging auf: Rossi setzte seine Erfolgsserie fort. Der erste Titelgewinn mit Yamaha zählt zu den größten Erfolgen für den Mann mit der Startnummer 46. «Das Motorrad steht heute in meinem Schlafzimmer», sagte der Italiener, der sich bei seinen Fans unsterblich machte. Die Farbe Gelb dominierte jahrelang die Tribünen der WM-Läufe.
Sein Ruhm nahm auch keinen Schaden, als die großen Erfolge ausblieben. 2009 konnte er sich zum letzten Mal im Gesamtklassement durchsetzen. Die teaminterne Rivalität mit Jorge Lorenzo führte dazu, dass Rossi am Ende der Saison 2010 Yamaha verließ. Er unterschrieb für 2011 und 2012 beim italienischen Ducati-Stall. Doch der Traum der heimischen Fans blieb nach zwei Jahren ohne Titel und Siege unerfüllt. Danach kehrte Rossi zurück zu Yamaha.
Erbitterte Rivalität mit Marquez
Seinen zehnten WM-Titel hatte er 2015 vor Augen, doch dieser entglitt dem nicht nur in seiner Heimat zu den beliebtesten Sportlern gehörenden Rennfahrer. Ein Manöver im Duell mit Marc Marquez beim Grand Prix von Malaysia kostete ihn den Triumph. Dieser Verlust hatte eine erbitterte Rivalität mit Marquez zur Folge. Der Spanier befand sich in der MotoGP auf Kurs, die Rossi-Rekorde zu brechen.
«Den zehnten WM-Titel hätte ich natürlich gerne gehabt», sagte «Dottore» Rossi, wie er aufgrund seiner Akribie genannt wird, und fügte hinzu: «Mein letzter Titel war 2009 und das liegt ja vom Gefühl her schon ein ganzes Leben zurück. Der zehnte Titel wäre ein schöner runder Abschluss gewesen. Aber ich kann mich nicht beklagen.»
Rossi fährt nun nicht mehr selbst, kümmert sich aber um den italienischen Fahrernachwuchs. Mittlerweile haben es drei seiner Schützlinge in die MotoGP geschafft und konnten Rennen gewinnen.
Nach dem Abschied vom Zweirad widmet er sich seiner zweiten Leidenschaft: dem Rennsport auf vier Rädern. In den vergangenen Jahren nahm der charismatische Italiener erfolgreich an GT- und Rallye-Rennen teil. Im Januar wird Rossi mit einem Ferrari 488 GT3 in Abu Dhabi bei einem 12-Stunden-Rennen starten. Danach soll sich entscheiden, welche Rennen er im Laufe des Jahres fahren wird. Auch privat stehen grundlegende Veränderungen ins Haus. Freundin Francesca ist schwanger und erwartet Anfang des neuen Jahres eine Tochter.