Sebastian Vettel hält die Austragung der Fußball-WM in Katar angesichts der homophoben Äußerungen eines katarischen WM-Botschafters für falsch.
«Wenn solche Äußerungen fallen wie die des WM-Botschafters, dann sollten wir einfach nicht nach Katar gehen! Der Spruch war ja mehr als rückwärtsgewandt. Der Sport, der ganze Verband sollten sagen: Das ist nicht der richtige Ort, um dort Sport zu betreiben», sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister der «Süddeutschen Zeitung» im Interview vor dem letzten Grand Prix seiner Karriere am Sonntag in Abu Dhabi.
Khalid Salman, der zu den offiziellen Botschaftern des am Sonntag in Katar beginnenden WM-Turniers zählt, hatte in einer ZDF-Doku gesagt, dass Schwulsein verboten sei, weil es ein geistiger Schaden sei. «Das geht gar nicht! Das ist ungeheuerlich!», befand Vettel. Salman bewertete seine homophoben Aussagen später als «aus dem Zusammenhang gerissen».
Vettel forderte, dass sich der Sport einen verbindlichen Moralkodex geben soll. «Dort wird dann genau festgelegt, wie die politischen Grundvoraussetzungen aussehen müssen, damit der Sport in einem Land stattfinden darf. Gewisse Dinge und gewisse Länder sind dann halt einfach nicht mehr drin. Zu viel ist zu viel», sagte der 35-Jährige. «Und dann sagen wir als Formel 1 oder Fifa eben Nein. Und nicken nicht einfach nur freundlich und nehmen das Geld oder bedienen uns an anderen Vorzügen, die das Land vielleicht anbietet.»
Vettel schlug vor, dass sich Verbände etwa bei der Umsetzung von Menschenrechtsfragen von externen Organen kontrollieren lassen sollten. «Die Formel 1 hat als Ziel ausgegeben, bis 2030 klimaneutral zu sein. Schön und gut. Aber warum lässt sie sich auf dem Weg dahin nicht von einer unabhängigen und kritischen Instanz überprüfen? Um dann mit den Konsequenzen und möglichen Strafen, wie auch immer diese dann aussehen mögen, zu leben?», meinte Vettel. «Was passiert denn, sollte die Formel 1 auf dem Weg zur Klimaneutralität falsch abbiegen und ihre eigenen Forderungen nicht erfüllen? Oder die Fifa auf dem Weg zu mehr Gleichheit und Vielfalt? Im Moment ist es leider so: Die Formel 1 kontrolliert die Formel 1, und die Fifa kontrolliert die Fifa.»