Das schlechteste Team der vergangenen Saison macht mit dem einzigen deutschen Stammfahrer in diesem Jahr den Anfang bei den Präsentationen der neuen Dienstwagen. Wer am Ende der Formel-1-Rekordsaison mit 24 Grand Prix im Klassement auf Platz eins stehen wird, ist die große Frage. Oder etwa nicht?
«Es spricht relativ wenig dagegen, dass Max Verstappen und Red Bull ihre Dominanz nicht fortsetzen werden», sagte Ralf Schumacher in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. Der Ex-Pilot und jetzige TV-Experte prophezeite vor der Präsentation auch des neuen Red Bull: «Ich glaube, dass da noch etwas relativ Großes kommen wird, bei dem der eine oder andere staunen wird.»
Welches sind die größten Veränderungen in diesem Jahr?
Technisch verändert sich kaum etwas. Das heißt auch: Die Teams werden ihre Autos vor allem weiter- statt komplett neu entwickeln. Außer Mercedes. Der deutsche Werksrennstall will nach dem verkorksten Konzept ohne Seitenkästen und den Veränderungen während der vergangenen Saison den Resetknopf drücken. «Mercedes muss schleunigst die Kurve kriegen, gar keine Frage. Wenn nicht, würde das eine kontinuierliche Schwäche bedeuten», sagte Ralf Schumacher: «Es würde heißen, dass man es offensichtlich nicht mehr versteht, ein siegfähiges Auto zu bauen.» Vorgestellt wird der Wagen am 14. Februar und damit einen Tag vor dem neuen Red Bull.
Was spricht gegen die Fortsetzung der Dominanz von Max Verstappen und Red Bull?
Es gibt einige Faktoren und Indizien, die dafür sprechen. Zum einen die ausgebliebenen Reformen im technischen Regelwerk. Vor allem aber die Tatsache, dass das Weltmeister-Team mit der Entwicklung des RB19, mit dem Verstappen in der vergangenen Saison Rekorde brach, früh aufhörte und sich schon auf den RB20 konzentrierte. Für Verstappen selbst spricht auch, dass der 26 Jahre alte Niederländer mittlerweile zu einer Klasse für sich gereift ist. Er kontrolliert Rennen und Gegner, fährt praktisch fehlerlos. Die Wartezeit bis zum ersten Grand Prix am 2. März in Bahrain dürfte dem Vollblut-Racer schon viel zu lange sein.
Welche Teams gelten als die größten und wahrscheinlichsten Herausforderer?
Mercedes will der Herausforderer Nummer eins werden mit dem siebenmaligen Champion Lewis Hamilton. Mit dem achten Titel wäre er vor Michael Schumacher alleiniger Rekordweltmeister. Aber auch Ferrari will – wie immer – den WM-Titel ansteuern. Noch bevor es losgeht, verlängerte die Scuderia den Vertrag mit dem monegassischen Dauer-Hoffnungsträger Charles Leclerc. Aber auch McLaren will noch weiter vorn mitmischen als im vergangenen Jahr. Und beim britischen Traditionsteam wurde der Vertrag mit Lando Norris ebenfalls bereits verlängert. Planungssicherheit als Erfolgsfaktor? Ob Routinier Fernando Alonso im Aston Martin seine starke Vorsaison noch mal toppen kann, bleibt auch abzuwarten.
Wie viele deutsche Fahrer sind dabei?
Wie schon im vergangenen Jahr ist Nico Hülkenberg der einzige deutsche Stammpilot. Der 36 Jahre alte gebürtige Emmericher tritt wieder im Wagen des amerikanischen Haas-Teams an, das den Vorstellungsreigen an diesem Freitag eröffnet. Hülkenberg hatte im vergangenen Jahr nur den 16. WM-Platz belegt, sein Rennstall den letzten in der Konstrukteurswertung. Als Ersatz- und Testfahrer wird Mick Schumacher, den Hülkenberg zur Saison 2022 abgelöst hatte, wieder für Mercedes dabei sein.
Der 24 Jahre alte Sohn von Michael Schumacher wird parallel für Alpine in der Langstrecken-Weltmeisterschaft Gas geben und wie einst sein Vater auch bei den legendären 24 Stunden von Le Mans fahren. «Ich denke, dass er sich auf der einen Seite aufgrund des Speeds, den er von der Formel 1 gewohnt ist, recht leicht mit dem WEC-Auto tun wird. Auf der anderen Seite muss er natürlich lernen, sich ein Auto mit Team-Kollegen zu teilen und damit auch Kompromisse zu machen, was beispielsweise das Setup betrifft. Alles, was er in der Formel 1 gelernt hat, wird ihm aber zugutekommen», meinte sein Onkel Ralf Schumacher.
Wie stehen die Chancen auf eine Rückkehr von Mick Schumacher als Stammpilot in die Formel 1?
Antwort: Während es nach der vergangenen Saison praktisch keine personellen Veränderungen in den Cockpits der Teams gab, könnte sich das am Ende dieses Jahres ändern. Viele Verträge laufen aus. «Das könnte mir in die Karten spielen, dass der Fahrermarkt bereits jetzt recht aktiv ist und das in den kommenden Monaten weiter zunehmen wird. Da wird einiges passieren», sagte Mick Schumacher der «Sport Bild».
Gibt es in diesem Jahr ein deutsches Rennen?
Nein. Deutschland spielt in den Planungen der Formel 1 weiterhin keine Rolle. In dem Rekordkalender, der 24 Grand Prix umfasst, fehlt ein deutsches Rennen.
Wer zeigt die Rennen in Deutschland?
Sky wird wieder alle Grand Prix übertragen. Zudem hat sich der Pay-TV-Sender mit RTL geeinigt, dass der Kölner Sender in diesem Jahr sieben Rennen im Free-TV zeigen darf. Das betrifft den Auftakt-Grand-Prix in Bahrain, den Großen Preis von Ungarn in Budapest am 21. Juli, den Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps am 28. Juli, den Großen Preis der Niederlande in Zandvoort am 25. August, den Großen Preis von Italien in Monza am 1. September, den Großen Preis von Aserbaidschan in Baku am 15. September und den Großen Preis von Las Vegas am 24. November. RTL wird die Qualifikation oder den Sprint entweder bei RTL oder auf der kostenpflichtigen Streaming-Plattform RTL+ präsentieren.