Wer wird der Nachfolger von Lewis Hamilton? (Urheber/Quelle/Verbreiter: Denes Erdos/AP/dpa)

Mit Formel-1-Privatier Sebastian Vettel hat Mercedes-Teamchef Toto Wolff sogar am Tag des verkündeten Sensationswechsels von Lewis Hamilton 2025 zu Ferrari geplauscht.

Es sei aber nicht darum gegangen, «dass er wieder fährt», erzählte Wolff in einer digitalen Medienrunde am Freitag, also wiederum einen Tag, nachdem die Ankündigung des Rekordweltmeisters nicht nur den Fahrermarkt in Aufruhr versetzt hatte. «Sebastian hat eine Entscheidung getroffen, dass er es nicht mehr machen will.»

Der Ende 2022 zurückgetretene viermalige Weltmeister aus Deutschland als Nachfolger von Hamilton bei Mercedes ab 2025? Das wäre auch so eine Sensationsnachricht. Oder Mick Schumacher, immerhin schon Ersatzpilot bei den Silberpfeilen, wie einst sein Vater Michael nächste Saison in einem von zwei Stammcockpits des deutschen Autobauers?

«Wer weiß, was auf dem Fahrermarkt noch passiert?»

«Ich möchte jetzt keinen romantischen Gedanken verfolgen, weil ich noch nicht darüber nachgedacht habe mit meinen Kollegen, was denn das ideale Driver-Lineup für uns 2025 wäre», erläuterte Wolff. Nachfragen nach Formel-1-Dominator Max Verstappen von Red Bull oder nach dem zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso von Aston Martin neben dem verbleibenden Mercedes-Piloten George Russell kamen natürlich auch.

Er würde gar nichts ausschließen wollen, betonte Wolff und ließ sich volle Entscheidungsfreiheit. «Wer weiß, was auf dem Fahrermarkt noch passiert? Es gibt eine Vielfalt an Optionen, ich werde mir meine Zeit nehmen», versicherte der Österreicher, der den Verlust eines der größten Formel-1-Stars verkraften muss.

Mercedes könnte etwas «Mutiges machen»

Vielleicht sei die Abschiedsankündigung von Hamilton nach dieser Saison, die schon vor ihrem Grand-Prix-Start am 2. März in Bahrain so vehement Fahrt aufgenommen hat, sogar «die Gelegenheit, etwas Mutiges zu machen.»

Der Schritt von Hamilton, seit zwei Jahren im Mercedes ohne Sieg, zu Ferrari 2025 ist definitiv so etwas Mutiges. Der 39-Jährige war am Mittwoch, also einen Tag vor der offiziellen Verkündung der Hammerneuigkeit, persönlich bei Wolff. Man traf sich zum Frühstück im Haus des Österreichers in Oxford, so wie es diese innige Fahrer-Teamchef-Beziehung schon in der Vergangenheit selten, aber regelmäßig getan hat.

Einen Schluck Wasser auf die Hammernachricht

Er habe Hamilton gar nicht versucht umzustimmen, räumte Wolff ein. «Wenn man als Erwachsener eine Entscheidung trifft, dann ist sie gefallen und man muss sie zur Kenntnis nehmen.» Hamilton nutzte die Option, ein Jahr früher aus seinem Vertrag auszusteigen und beim traditionsreichsten Formel-1-Team einen roten Anlauf auf die WM zu nehmen.

«Als er es mir sagte, waren meine nächsten Gedanken pragmatisch: Was bedeutet das als Nächstes?», erzählte Wolff. Einen Schluck Wasser musste er nach Hamiltons Abschiedsworten gleichwohl erstmal nehmen.

Wolff nimmt Hamilton den Wechsel nicht übel

«Die Bombe des Jahrhunderts in der Formel 1 löst Reaktionen ohne Ende aus», stellte «Marca» in Spanien hingegen aufgeregt fest, nachdem der siebenmalige Weltmeister einen Vertrag über mehrere Jahre bei Michael Schumachers ehemaligem Rennstall unterschrieben hatte. «Es ist der gigantischste aller Schocks», meinte «The Independent» in England. «Vielleicht stellt es sogar Michael Schumachers Wechsel von Benetton zu Ferrari 1995 in den Schatten.»

Hamilton zu Ferrari, nach dann zwölf Jahren beim Mercedes-Werksteam – das ist in Formel-1-Dimensionen epochal. «Ich hege keinen Groll», meinte Wolff, der mit Hamilton befreundet ist und in dieser Saison mit dem Briten ja noch erfolgreich zusammenarbeiten will.

Veränderungen eröffnen Möglichkeiten

Der Erfolgsfaktor und der Reiz der Marke Ferrari hat für den Formel-1-Superstar den Ausschlag für einen Neuanfang gemacht. «Vielleicht war ihm in den letzten Monaten der Dampf, der Vorwärtsdrang bei uns nicht so ersichtlich», räumte Wolff selbstkritisch ein.

Diese verführerische, aber ebenso launenhafte Scuderia muss Hamilton ihre eigene WM-Tauglichkeit wiederum schon sehr deutlich gemacht haben. «Ich mag Veränderungen», sagte Wolff, der wie auch Hamilton 2013 bei Mercedes startete, «weil sie Möglichkeiten bieten».

Martin Moravec und Jens Marx, dpa