Der Start in die neue Formel-1-Saison hat die Erwartungen bei vielen erfüllt, aber nicht bei allen.
Ein deutscher Vierfach-Weltmeister kommt auch beim Karriere-Neustart im neuen Team aus dem Frust-Kreislauf nicht raus. Ein deutscher Debütant hingegen ist glücklich, weil er ins Ziel gekommen ist. Der WM-Kampf ganz vorn könnte endlich zu einem echten Duell werden.
«Das ist doch super», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Es gibt keinen besseren Sieg als einen, der hart erkämpft ist und keine bessere Meisterschaft als die, die bis ans Ende geht und es einen echten Schlagabtausch gibt, bei dem man einstecken muss und austeilen kann.»
DER GLÜCKLICHE VON PLATZ 16: So fünf Prozent fehlten, um vollkommen glücklich zu sein. Aber die Tatsache, dass Mick Schumacher dieses Rennen mit einem Crash seines Teamkollegen Nikita Masepin direkt nach dem Start und einer anschließenden Safety-Car-Phase letztlich ohne große Schnitzer – von einem Dreher in der windigen Wüste von Sakhir mal abgesehen – schadlos beendete, zauberte dem 22-Jährigen ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. Sein erstes Grand-Prix-Wochenende zeigte, dass er seinen Stallrivalen erstmal fast im Griff hat und immer vor ihm lag. «Mick hat einen sehr guten Job gemacht», lobte sein Teamchef Günther Steiner nach dem Rennen. Es wurde aber auch deutlich, dass Mick Schumacher irgendwie ein einsames Lehrjahr vor sich hat: Zu den Rivalen vor ihm ist es mit dem zu schwachen Haas erstmal zu weit, und hinter Haas kommt nichts mehr.
DER UNGLÜCKLICHE VON PLATZ 15: Es sind Sätze wie dieser, die manch einen an Statements von Sebastian Vettel bei Ferrari erinnerten: «Wir haben sehr viel gelernt.» Oder auch dieser: «Wir wissen, wo wir uns verbessern können.» Und dieser: «Es gibt viel, das wir verbessern können.» Vettel sagte sie aber nach seinem Einstandsrennen im Aston Martin. Ein Rennen, in dem er zu langsam war und auch noch eine Strafe nach einem Auffahrunfall kassierte. Ein Rennen nach einem Freitag und einem Samstag mit bereits genug Ernüchterung wie Platz 18 in der Qualifikation. Der Aston Martin, so schön ihn Vettel auch schon bei der Vorstellung fand, ist noch nicht gut genug. Und Vettel auch jetzt nicht fehlerfrei. Es ist erst der Anfang, aber der ging schon mal ziemlich daneben.
BRANCHENFÜHRER MIT BEISTAND: Der kraftvolle Jubel von Toto Wolff bei der Zieldurchfahrt von Superstar Lewis Hamilton sagte einiges aus. Erleichterung, dass es doch wieder geklappt hat. Stolz, dass Mercedes den ersten richtig schweren Angriff von Red Bull abgewehrt hat. Und Freude, dass sein Team tatsächlich nie siegesmüde wird. «Wenn mir am Samstag jemand gesagt hätte, dass es so ausgeht, hätte ich das wahrscheinlich nicht geglaubt», sagte Wolff, «aber wir haben uns von den Tests erholt». Die Strategie war perfekt oder wie Wolff es sagte: «Der Renn-Gott war auf unserer Seite.»
HERAUSFORDERER MIT VORTEIL: Er ist der, der Hamiltons achten Triumph am ehesten verhindern kann: Max Verstappen. Der 23 Jahre alte Niederländer fuhr in allen drei Trainings in Bahrain die Bestzeit, er war mit rund vier Zehntelsekunden Vorsprung der Schnellste in der Qualifikation, und er hätte trotz der taktischen Finesse von Mercedes das Rennen fast noch gewonnen. «Ein großartiges Rennen, hart zu verlieren», sagte Red Bulls Teamchef Christian Horner, «aber das war erst das erste von 23.»
DEBÜTANT MIT PUNKTEN UND POTENZIAL: Yuki Tsunado hätte eigentlich so richtig glücklich sein können. Platz neun dank eines tollen Manövers in der letzten Runde, zwei Punkte gesichert. Aber, nein. Der 20 Jahre alte Japaner war nur zur «50 Prozent» glücklich. Er kritisierte nicht das Auto, nicht die Gegner, der 1,60 Meter große Tsunoda ging mit sich selbst hart ins Gericht. «Ich habe gleich auf der ersten Runde viele Punkte verloren», sagte der Pilot von Alpha Tauri, nachdem er von Startrang 15 auf Platz 15 zurückgefallen war: «Das war mein großer Fehler.»