Red Bull Racing, RB Leipzig, EHC Red Bull München. Formel 1, Fußball, Eishockey. Teile eines riesigen Imperiums. Ein Sportreich, in dem Marketing neu definiert wurde. Ein Medienreich.
Immer und überall ist der Name auch Programm: Red Bull. Und der Name ist verbunden mit einer Person: Dietrich Mateschitz. Ein Macher, der die eigene öffentliche Darstellung mied, PR aber für sein Unternehmen mehr brauchte als alles andere.
Der Weg an die Spitze
Der Österreicher wurde mit seinem Unternehmen zum Multimilliardär. Er prägte mit Red Bull Sportlergenerationen. Lifestyle, Abenteuer, Risiko, Grenzerfahrungen. Extremsport mit Hochglanzoptik, Hauptdarsteller als Helden. Und er selbst: Der kernige Steirer, braun gebrannt, Drei-Tage-Bart, die Lederjacke gern nur über die breiten Schultern gehängt.
Markant, aber auch diskussionswürdig. Mateschitz fiel auch mal durch rechtspopulistische Äußerungen auf. Und der firmeneigene Sender Servus TV wurde schon kritisiert, weil er auch Verschwörungstheoretikern und Querdenkern eine Plattform gegeben haben soll.
Mateschitz‘ Karriere begann als Zahnpasta-Manager, sein Triumphzug startete mit einer Asien-Reise in den frühen 1980er Jahren. Ein Patriarch, der zum reichsten Bürger der Alpenrepublik Österreich wurde. Ein Self-Made-Mann mit eigener Insel.
Er starb mit 78 Jahren. Die Nachricht vom Tod bestätigte sein langjähriger Wegbegleiter Helmut Marko am Samstag wenige Minuten vor der Formel-1-Qualifikation zum Großen Preis der USA im Fahrerlager von Austin beim Sender Sky. «Wir wussten, dass er in einem sehr schweren gesundheitlichen Zustand war. Aber trotzdem, nachdem es nun eingetreten ist, ist es für uns alle unfassbar», sagte der Motorsportberater von Red Bull.
Unternehmen und Nachfolge
Mateschitz sei für ihn der beeindruckendste Unternehmer, «den wir in Österreich je hatten, wenn nicht weltweit», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Er hat eine Marke kreiert und einen Bereich, den es vorher nicht gab. Was er für den Sport gemacht hat und wie viel er dem Sport gegeben hat, hat es davor nicht gegeben.»
Wer die Nachfolge von Dietrich Mateschitz antritt, ist zunächst offen. Seit ein paar Jahren wird sein Sohn, den Mateschitz mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin hat, entsprechend aufgebaut. Mateschitz gehörte allerdings gar nicht die Mehrheit an Red Bull, sondern 49 Pozent. Die anderen 51 Prozent sind im Besitz der thailändischen Familie Yoovidhya. Zusammen mit Chaleo Yoovidhya hatte Mateschitz 1984 die Getränkemarke Red Bull gegründet, nachdem er in Hongkong die stimulierende Wirkung des Energiegetränks Kraetin Daeng («Roter Stier») kennengelernt hatte.
Aus dem roten Stier wurde Red Bull. Es war der Coup seines Lebens. Das Magazin «Forbes» listete ihn Ende September unter den Superreichen der Welt mit einem Vermögen von 19 Milliarden US-Dollar auf Rang 75, dabei hatte sich das Marketing-Genie einst mehr für Architektur begeistert. Später studierte der am 20. Mai 1944 in St. Marein im Mürztal geborene Mateschitz Betriebswirtschaft an der Wiener Hochschule für Welthandel.
Werben im Sport
Über die Marketingabteilungen von Unilever, Jacobs und dem Zahnpastahersteller Blendax führte ihn sein Weg, ehe er es auf eigene Faust versuchte, sein Geld nahm und in eine der berühmtesten Dosen der Welt steckte. Ein Muntermacher soll es sein, der wegen der synthetisch hergestellten Aminosäure Taurin aber zum Beispiel bis 1994 in Deutschland gar nicht zugelassen war.
Werben im Sport wie andere Unternehmen wollte Mateschitz nicht, er machte die Marke und den Namen Red Bull zum Bestandteil des Sports. In Salzburg, nicht weit weg von der malerisch gelegenen Firmenzentrale in Fuschl am See, stieg die Getränkefirma 2005 beim heimatlichen Fußball-Erstligisten ein. 2005 feierte Red Bull Racing auch seine Formel-1-Premiere, zunächst noch als Party-Truppe belächelt, fünf Jahre später als Weltmeister geachtet.
Mit Sebastian Vettel holte das Team viermal nacheinander den Titel in der Fahrer- und in der Konstrukteurswertung. Die Formel 1 kehrte zudem auch nach Österreich zurück – auf den Red Bull Ring, versteht sich. Aus diesem Anlass ließ der Milliardär 2014 rund 5000 Häuser mit seiner Finanzhilfe frisch anstreichen, neue Gartenzäune erstellen oder frische Pflanzen setzen. In diesem Jahr hatte sich Mateschitz beim Heimrennen nicht blicken lassen. Es war eines der wenigen, das Weltmeister Max Verstappen im überragenden Red Bull auf dem Weg zum zweiten Titel nacheinander nicht gewann.
Wenn Mateschitz investiert, muss es sich auszahlen. So wie bei RB Leipzig. Im Mai 2009 gegründet, im Mai 2016 in die Bundesliga aufgestiegen und ein Jahr später Champions-League-Debütant, in der vergangenen Saison DFB-Pokalsieger.
Sport, Immobilien, Medien
Neben seinem Sport- und Immobilien-Imperium hatte Mateschitz sich auch ein Medien-Reich geschaffen. «The Red Bulletin» oder «Terra Mater», TV-Sender wie Servus TV und zahlreiche Online-Aktivitäten – die perfekte Ergänzung. Red Bull berichtet über Red Bull. Als 2016 bei Servus TV die Gründung eines Betriebsrates drohte, kündigte Mateschitz an, den Sender zu schließen. Als unter dem Druck des Firmenchefs der Plan für einen Betriebsrat wieder beiseite gelegt wurde, ging es mit Servus TV wie gewohnt weiter.
Frei von Kritik sind Mateschitz und Red Bull auch sonst nicht. «Als hätte es die Toten nie gegeben», titelte einst «Der Spiegel» in einem Beitrag über Red-Bull-Sportler, die in Hochrisiko-Sportarten mit ihren spektakulären Aufnahmen ihr Leben ließen. Die ARD widmete dem Thema mal eine Reportage mit dem Titel «Die dunkle Seite von Red Bull.»
Andrerseits half Mateschitz mit seinem Vermögen seit 2004, dass Querschnittslähmungen künftig besser behandelt werden könnten. Er gründete zusammen mit dem zweifachen Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner, dessen Sohn nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt, die Privatstiftung «Wings for Life» – Flügel fürs Leben.