Timo Glock musste schließlich sogar mit einer Polizei-Eskorte zum Flughafen gebracht werden. Es war Anfang November vor 13 Jahren, als in der Formel 1 bei einigen Menschen Jubel in Trauer und Wut umschlug.
Rund 100.000 heimische Fans feierten beim Grand Prix von Brasilien vor den Toren von São Paulo Felipe Massa. Ihren Lokalhelden, den Sieger von Interlagos.
Und für einige Sekunden an jenem 2. November 2008 durfte sich Massa im Ferrari auch als neuer Weltmeister fühlen. Dem unbändigen Jubel auch seiner Familie in der Box nach der Zieldurchfahrt folgten die Tränen der Enttäuschung. Ein Überholmanöver von Lewis Hamilton im McLaren gegen den damaligen Toyota-Piloten Glock zerstörte wenige hundert Meter vor der Ziellinie die Erfüllung des sportlichen Lebenstraumes von Massa. Es wurde Hamiltons erster WM-Titel.
Glock und sein Team wurden von brasilianischen Fans an der Strecke beschimpft, die Crew-Mitglieder mussten sogar ihre Outfits wechseln, um unerkannt zu bleiben. Der heute 39-Jährige musste von der Polizei zum Flughafen eskortiert werden. Seine Familie in der Heimat habe Drohbriefe bekommen, erzählte TV-Experte Glock bei Sky.
Für Massa-Fans war er der Sündenbock. Und erst 13 Jahre später sprachen der Brasilianer und Glock über das irre Finish damals. Ohne Ärger, in Freundschaft. «Ich fühle mich 100 Kilo leichter», sagte ein sichtlich erleichterter Glock nach dem Plausch, den die beiden früheren Konkurrenten mit einer herzlichen Umarmung abrundeten.