Die lauten Buhrufe der Fans in Orange genoss Lewis Hamilton erst recht. Der siebenmalige Weltmeister hat sich im erbitterten Titelkampf mit Max Verstappen in die Top-Position zur Eroberung der WM-Führung vor der Sommerpause gebracht.
Auf dem heißen Hungaroring raste der 36 Jahre alte Brite zur 101. Pole seiner Karriere und seiner achten beim Großen Preis von Ungarn. «Das war eine unglaubliche Qualifikationsrunde», schwärmte Hamilton, der nun auch den neunten Ungarn-Sieg und den 100. Grand-Prix-Erfolg seiner Karriere feiern kann.
Er verwies im Mercedes in der Qualifikation seinen Teamkollegen Valtteri Bottas auf Platz zwei. Erst mit über vier Zehntelsekunden Rückstand auf Hamilton folgte Red-Bull-Pilot Verstappen auf dem dritten Platz. «Wir sind schon das gesamte Wochenende ein bisschen hintendran.»
Red-Bull-Motorsportdirektor sauer
Damit dürfte es zwei Wochen nach dem Crash von Silverstone, wo Hamilton gewonnen hatte und Verstappen ausgeschieden war, zwischen beiden wieder zu einem packenden Kampf an diesem Sonntag (15.00 Uhr/Sky) kommen. Denn Hamilton und Bottas werden auf den etwas härteren und damit zunächst langsameren Reifen starten. Vierter wurde Verstappens Teamkollege Sergio Perez, nachdem er nicht mehr einen letzten schnellen Versuch starten konnte, was die ohnehin aufgeladene Atmosphäre zwischen Red Bull und Mercedes weiter befeuerte.
«Sportlich sehe ich das nicht, aber auch das müssen wir zur Kenntnis nehmen», monierte Red Bulls Motorsportdirektor Helmut Marko. Er warf dem Mercedes-Duo vor, vor der letzten Runden so verlangsamt zu haben, dass Verstappen nicht auf Touren und Perez gar nicht mehr zum Zug gekommen sei. «Es gibt halt immer wieder Beschwerden», konterte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Auch Hamilton war das alles egal, so wie er auch schon die Vorwürfe aus dem Red-Bull-Lager nach dem Silverstone-Zoff souverän und gelassen hingenommen hatte. «Es hat sich noch nie so gut angefühlt, ausgebuht zu werden», kommentierte Hamilton, nachdem die niederländischen Fans ihn auf der Start- und Zielgeraden entsprechend empfangen hatten: «Es hat mich eher gepusht.»
Mick Schumacher im Pech
Sebastian Vettel wurde im Aston Martin Zehnter und war «soweit zufrieden». Mick Schumacher konnte gar nicht fahren – er hatte seinen Haas-Rennwagen zuvor im Training bei einem Unfall zu sehr demoliert.
Kurz vor dem Ende des Freien Trainings verlor er die Kontrolle über sein Auto und schlug seitlich mit Wucht in die Reifenstapel. «Ich habe mich wohl gefühlt, wahrscheinlich ein bisschen zu wohl, und bin dann ein bisschen schnell in die Kurve gefahren», erklärte er.
Das Getriebe wurde dabei beschädigt und musste ausgetauscht werden, auch sonst hatte der Haas einiges abbekommen: Es wurde ein Reparaturrennen gegen die Zeit. «Fünf bis zehn Minuten» mehr, dann hätte es noch mit einer Runde geklappt, sagte der 22-Jährige, der sich noch im Auto für den folgenreichen Patzer entschuldigt hatte. Schon in Monaco war ihm ein Unfall unterlaufen im Training, so dass er in der Qualifikation nicht starten konnte.
Denn auch in Ungarn wartete er letztlich vergebens und in voller Montur und dem Helm auf dem Kopf hinter dem Wagen in seiner Box, lobte aber seine Mechaniker: «Die Jungs haben ihr Bestes gegeben.» Ins Rennen an diesem Sonntag (15.00 Uhr/Sky) wird Mick Schumacher aus der Boxengasse starten müssen.