Die Antwort kommt schnell. Sie kommt im Formel-1-Tempo. «Nein», sagt Mick Schumacher. Es ist, als würde er zum Überholen ansetzen und keinen Zweifel lassen wollen, dass er gleich vorn liegt. Dabei geht es nicht einmal ums Gas geben. Es geht um mehr, es geht um die Frage, wie seine Motorsport-Karriere nach dieser Saison aussieht.
Einen Plan B habe er nicht, betont er: «Plan A ist der einzige Plan, der für mich im Moment zählt, und den ich verfolgen möchte und auch werde», sagt Mick Schumacher.
Schumacher kämpft um sein Cockpit
Es ist Donnerstag in Mexiko-City. Er kommt gerade von der Massagebank, nimmt im noch recht leeren Motorhome seines amerikanischen Arbeitgebers Haas Platz. Im Gesicht sind noch die Abdrücke der Liegefläche erkennbar. Mick Schumacher lacht, eher ein wenig verlegen. So richtig zu lachen hat er in jüngster Zeit auch eher wenig, was die Formel 1 angeht.
Auf die Frage in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur, ob diese die schwerste Zeit seiner Karriere sei, antwortet er auch wieder schnell, entschlossen und klar: «Nein.» Es sei nicht die schwerste. Aber welche war denn schwerer? Mick Schumacher muss lächeln, wieder eher verlegen. «Hm, auf die Nachfrage hätte ich wohl gefasst sein müssen», sagt er. Das bleibt so stehen.
Fakt ist: Nur ein Rennstall hat noch gar nicht entschieden, wer das zweite Cockpit im nächsten Jahr bekommt. Es ist sein Rennstall. Es geht um sein Cockpit. Teamchef Günther Steiner hatte schon mal eine Entscheidung nach dem Großen Preis von Mexiko in Aussicht gestellt. Das wäre also bald.
In Mexiko sagte Steiner nun: «In Abu Dhabi wollen wir wissen, wer unser Auto nächstes Jahr fährt.» Das ist nicht so bald, sondern erst in gut drei Wochen, das Finale der Formel 1 steigt am 20. November auf dem Yas Marina Circuit. Wer dann der Auserwählte ist, könne auch den Test nach dem Finale absolvieren, erklärte Steiner. Als Schumachers Hauptkonkurrent gilt der zwölf Jahre ältere Landsmann Nico Hülkenberg. Gespräche mit dem gebürtigen Emmericher, der 181 Grand Prix bestritt, wurden bestätigt.
Weg für Mick Schumacher noch unklar
Die bisher 40 Rennen, die Mick Schumacher für Steiners Team absolvierte, reichen den Bossen nicht für eine Bewertung. Zu schwer scheinen noch immer die Unfälle mit hohem Schadensfall in Saudi-Arabien und Monaco zu wiegen. «Wir sind alle hier am Limit, und so gilt für uns Fahrer halt auch: Wenn wir nicht am Limit sind, sind wir ganz schnell hinten», sagt Mick Schumacher heute zu den Crashs: «Dann wäre meine Situation noch ganz anders. Ich bin der Fahrer, der ich heute bin, durch die ganzen Situationen, die ich schon durchgemacht habe.»
Da sind die Leistungen und Erfolge wie der Titel in der Formel 3 im zweiten Jahr, wie in der Formel 2 im zweiten Jahr. Da sind die Fürsprecher wie Formel-1-Chef Stefano Domenicali. Da ist aber auch die Tatsache, dass auch kein anderes Team zuschlug und Mick Schumacher verpflichtete. Bei Williams, auch eine Weile als Option gehandelt, gehen sie sogar lieber das Risiko ein, einem jungen Amerikaner das Cockpit zu versprechen – wenn dieser in der Formel 2 auch die nötigen Punkte am Final-Wochende in Abu Dhabi für den Formel-1-Führerschein noch holt.
Was bleibt Mick Schumacher? Bezogen auf seinen stockenden Fortschritt auf dem Surfbrett sagte er: «Ich mache einfach mehr.» Er wolle auch am liebsten «der Beste sein in allem, was ich mache. Aber es ist halt auch immer ein Prozess.» Wohin der in der Formel 1 führt, wird sich zeigen.