Glücklich fiel Baku-Spezialist Charles Leclerc seinen Mechanikern in die Arme und feierte erleichtert seine erste Pole Position in dieser Saison. Überraschend schnappte der Ferrari-Star Formel-1-Weltmeister Max Verstappen den ersten Startplatz für den Großen Preis von Aserbaidschan weg.
«Es ist immer schwer, hier eine gute Runde hinzubekommen. Es ist wirklich hart, hier alles perfekt zu machen», sagte WM-Spitzenreiter Verstappen, der für das Rennen am Sonntag (13.00 Uhr/Sky) aber optimistisch bleibt: «Wir wissen, dass wir ein gutes Auto im Rennen haben, es ist also nicht alles schlecht.»
Während Verstappen seine dritte Pole im vierten Rennen verpasste, setzte Leclerc im Ferrari seine Serie am Kaspischen Meer fort. Schon im dritten Jahr nacheinander geht der 25 Jahre alte Vizeweltmeister von ganz vorne in den Grand Prix. Erstmals in diesem Jahr steht zudem kein Red Bull an der Spitze.
«Ich bin absolut überrascht», sagte Leclerc. Er wollte eigentlich mit Aston Martin und Mercedes konkurrieren – und befand sich plötzlich sogar vor Verstappen und dessen Teamkollegen Sergio Perez, der Dritter wurde. «Wir dürfen nicht vergessen, dass wir im Rennen wohl hinter Red Bull sind», gab Leclerc jedoch zu bedenken: «Das ist ein sehr forderndes Wochenende für uns Fahrer.»
Schon vor der Quali hatte Verstappen nicht nur gute Erinnerungen an Baku. Zwar gewann er hier im Vorjahr erstmals, 2021 schied er jedoch in Führung liegend wegen eines Reifenplatzers aus. Stinksauer stieg er nach dem Einschlag in die Streckenmauer damals aus seinem Wagen und trat frustriert gegen den Reifen. 2018 kollidierte er sogar mit seinem damaligen Teamkollegen Daniel Ricciardo – und beide Red Bull flogen raus.
Qualifying zweimal unterbrochen
Das Qualifying verlief turbulent. Erst krachte Nyck de Vries nach einem Verbremser in seinem Alpha Tauri in die Barrieren. Da der zerstörte Wagen geborgen werden musste und die Nase des Autos feststeckte, kam es zu einer 17-minütigen Unterbrechung. In Baku werden Fahrfehler besonders hart bestraft, denn die Begrenzungen sind auf dem temporären Kurs nah und verzeihen keinerlei Patzer. Das erfuhr wenig später auch Pierre Gasly, als er seinen Alpine ebenfalls gegen die Wand setzte. Erneut wurde unterbrochen, auch Gasly war raus.
Die tief stehende Sonne, teilweise starker Wind und immer niedrigere Temperaturen machten die Bedingungen anspruchsvoll. Leclerc ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und fuhr im ersten Abschnitt vor Verstappen die beste Runde. Nico Hülkenberg schied zu diesem Zeitpunkt als 17. aus und hat im Haas-Auto wenig Chancen, erneut WM-Punkte einzufahren. «Es ist nicht optimal gelaufen», sagte der 35-Jährige: «Die Runden waren nicht ganz sauber, wir haben ein bisschen was liegengelassen. Das ist frustrierend und enttäuschend.»
In der zweiten K.o.-Runde setzte sich Verstappen vor Leclerc durch, zu Beginn des letzten Abschnitts fuhren beide sogar exakt die gleiche Zeit. Schließlich hatte der Scuderia-Mann das bessere Ende für sich.
Erstes Sprintrennen des Jahres am Samstag
Das Qualifying für den Grand Prix am Sonntag fand nach einer Änderung des Wochenend-Formats bereits am Freitag statt. Am Samstag (15.30 Uhr MESZ/Sky) kommt es zum ersten Sprintrennen des Jahres über 100 Kilometer. Dafür wird es erstmals auch eine eigene Qualifikation geben, in der die Startaufstellung ermittelt wird. Der sogenannte Sprint Shootout findet fünf Stunden vor dem Kurz-Rennen statt.
Vor dem vierten von 23 Saisonläufen führt Verstappen in der Gesamtwertung mit 69 Punkten vor Stallrivale Perez (54) und dem zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso (45) von Aston Martin. Hülkenberg ist mit sechs Zählern Neunter.