Schon am Boxenfunk schrie Charles Leclerc seine Erleichterung lauthals heraus.
Nach einem späten Dreher reichte dem Formel-1-Spitzenreiter eine einzige schnelle Runde aus, um sich in seinem starken Ferrari die Pole Position für den Großen Preis von Spanien zu sichern. «Es war eine sehr, sehr schwierige Session», sagte der 24-jährige Monegasse nach seinem Fahrfehler kurz vor Schluss, den er aber noch ausbessern konnte: «Ich bin natürlich happy mit der Pole – und das Auto war wirklich richtig gut.»
Leclerc hatte schon in allen Trainings in Katalonien vorne gelegen und verdrängte einmal mehr Weltmeister Max Verstappen auf den zweiten Platz. Der Niederländer konnte in seinem Red Bull am Ende keine ganz schnelle Runde mehr fahren. «Ich hatte einen Leistungsverlust. Das ist natürlich schade», sagte Verstappen: «In der ersten Reihe zu stehen, ist aber sicher ein gutes Ergebnis.»
Schumacher stark
Und in Barcelona am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) besonders wichtig. Etwa 90 Prozent aller Rennsieger gingen in der Vergangenheit von den ersten beiden Startplätzen auf die Strecke. Überholen ist auf dem Kurs nördlich von Barcelonas noch nie besonders einfach gewesen. Als Dritter darf Carlos Sainz im zweiten Ferrari in sein Heimspiel starten. Mick Schumacher war im Haas-Rennwagen als Zehnter so gut wie noch nie zuvor in seiner Laufbahn im Qualifying.
Sebastian Vettel schied hingegen vorzeitig aus und belegte nur den 16. Platz. «Es war sehr schwer. Warum wir uns so vertan haben, kann ich nicht sagen», sagte der viermalige Weltmeister bei Sky. Mit einem technisch stark überholten Auto hatte sich der englische Rennstall Aston Martin eigentlich Hoffnungen auf eine gute Ausgangsposition für den Grand Prix gemacht. Nun muss der 34-jährige Vettel von weit hinten starten. «Wir haben trotzdem eine gute Chance. Es wird heiß und wir erwarten eine Reifenschlacht», sagte der Heppenheimer.
Leclerc dominiert
Leclerc hatte zuvor in allen drei Trainingseinheiten die Bestzeit gesetzt. Vor rund 100.000 Zuschauern gelang es dem Ferrari-Star, auch im ersten Teil der Startplatzjagd vorne zu bleiben. Bei Gluthitze von 32 Grad Außen- und 48 Grad Asphalttemperatur schob sich im zweiten Teil dann Verstappen ganz nach vorne. Schumacher hatte in diesem Moment Glück, es auch in den letzten Teil zu schaffen. Weil die Zeit von Lando Norris im McLaren wegen verbotenen Verlassens der Strecke gestrichen wurde, durfte der 23-Jährige unter den Top Ten mitmischen.
Danach hatte es noch wenige Stunden zuvor nicht ausgesehen. Das dritte Training musste Schumacher abbrechen, nachdem am rechten Hinterrad des Deutschen die Bremse in Flammen aufgegangen war. Er fuhr unfreiwillig vorzeitig in die Garage, das Feuer wurde gelöscht. Seine Mechaniker sorgten dafür, dass sein Wagen wieder rechtzeitig einsatzbereit war. Am Sonntag könnte Schumacher erstmals in seiner Formel-1-Karriere in die Punkteränge fahren. Vor zwei Wochen hatte ein Unfall mit Vettel in Miami kurz vor Schluss die Premiere mit den ersten WM-Zählern noch verhindert.
Vor dem sechsten Saisonlauf führt Leclerc in der WM-Wertung mit 19 Punkten vor Verstappen. Einer von beiden lag bislang in jedem Rennen des Jahres ganz vorne. Leclerc siegte zweimal, Verstappen setzte sich schon dreimal durch und will in Spanien seinen Rückstand verkleinern. Vor sechs Jahren hatte er im Alter von nur 18 Jahren überraschend seinen ersten Formel-1-Sieg in Spanien gefeiert. Seitdem gewann Mercedes-Star Lewis Hamilton aus Großbritannien den Grand Prix fünfmal in Folge.