Dem verzweifelten Weltmeister Max Verstappen ging bei seinem Wüsten-Desaster der Sprit aus, Charles Leclerc warf sich nach seinem Ferrari-Bravourstück in Bahrain in die Arme seiner Crew.
Mit einem Doppelerfolg durch den Monegassen und Carlos Sainz aus Spanien hat die Scuderia für einen verheißungsvollen Auftakt in die lange Formel-1-Saison gesorgt. Lautstark sangen die jubelnden Mechaniker die italienische Hymne – 910 Tage hatten sie darauf warten müssen.
«Ich bin so glücklich, die letzten zwei Jahre waren so schwer für das Team», sagte Gewinner Leclerc und genoss das ohrenbetäubende Feuerwerk über dem Nachthimmel von Sakhir. Auf dem Podium gratulierte ihm mit einem Lächeln Rekordchampion Lewis Hamilton. Von Titelform wollte der 24-Jährige noch nichts wissen. «Wir müssen schauen, wie es sich in den nächsten drei, vier Rennen entwickelt», warnte Leclerc. Teamchef Mattia Binotto zeigte sich «happy fürs Team. Sie haben so lang so viel Arbeit reingesteckt. Der Doppelsieg ist natürlich toll.»
Neue Mercedes-Erwartungshaltung
Auch Hamilton richtete einen «Riesen-Glückwunsch» aus. «Ich freue mich, dass es ihnen wieder gut geht», sagte der geschlagene, aber alles andere als unglückliche Brite. Dritter Platz für den Rekordchampion, Rang vier für seinen neuen Teamkollegen George Russell. «So schnell ändert sich die Erwartungshaltung. Letztes Jahr wären wir tief betrübt gewesen mit Platz drei und vier», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff beim TV-Sender Sky.
Diesmal profitierten sie vor allem auch vom späten Ausfall beider Red Bull. Verstappen klagte über Lenkprobleme und musste dann saftlos in die Garage abbiegen. Platz zwei futsch. Teamkollege Sergio Perez drehte sich kurz vor Schluss und konnte nicht weiterfahren. Platz drei futsch. «Wir haben viele Probleme gehabt», berichtete Verstappen. «Ich habe gedacht, mit so vielen Problemen wäre ein zweiter Platz gut. Dann ist aber auch kein Benzin mehr in den Motor gekommen. Es war richtig schade und schlecht am Ende, wir haben mit beiden Autos keine Punkte gesammelt.»
Pech für Schumacher
Mick Schumachers berechtige Hoffnungen auf die ersten Punkte seiner Karriere erfüllten sich nicht. Er fuhr im Haas nach einem unverschuldeten frühen Zwischenfall zunächst hinten im Feld, durch eine späte Safety-Car-Phase rutschte er auf Rang zehn, konnte die Position aber mit alten Reifen nicht halten und wurde Elfter. Dafür raste Rückkehrer Kevin Magnussen als Fünfter im Haas sensationell auf Anhieb unter die Top Ten.
Sebastian Vettel dürfte bei der Leistung des neuen Aston Martin daheim in der Schweiz ordentlich mitgelitten haben. Der viermalige Weltmeister befindet sich in Corona-Quarantäne. Ersatzmann Nico Hülkenberg wurde nach knapp der Hälfte der Renndistanz überrundet, wurde am Ende 17.
98 Tage nach dem Drama-Finale mit viel Diskussionen wollte es Verstappen gleich zu Beginn in Bahrain wissen. Der Champion kam aber nicht am von ganz vorn gestarteten Leclerc vorbei. Dahinter sah Sainz nach nur wenigen Metern schon den silbernen Mercedes von Hamilton im Rückspiegel.
Der siebenmalige Champion holte gleich beim Erlöschen der Roten Ampeln einen Platz auf und ließ Perez hinter sich. Auch wenn der neue Silberpfeil noch nicht weltmeisterlich abgestimmt ist, kennt Hamilton in diesem Jahr nur ein Ziel: Achter WM-Titel und das bittere Finale am 12. Dezember 2021 mit dem gefühlt beraubten WM-Triumph durch den mittlerweile abgesetzten damaligen Rennleiter Michael Masi vergessen machen. Es dürfte ein langer Weg werden in diesem Jahr.
Duell an der Spitze
Vorn versuchte es Verstappen mit einem früheren Reifenwechsel als Leclerc. Er kam zwar näher ran, aber es reichte nicht, um durch den Boxenstopp die Führung zu übernehmen. Dann aber: In der 17. Runde, die Funken sprühten auf der Start- und Zielgerade unterm Red Bull, Verstappen bremste spät, zog innen an Leclerc vorbei. Der Monegasse konterte umgehend, passierte Verstappen wieder. Und so ging es für einige Runden weiter. Die Reifen qualmten.
Rivale Verstappen versuchte es auch beim zweiten Reifenwechsel wieder mit einem früheren Stopp. Ferrari reagierte aber umgehend, holte Leclerc ebenfalls rein. Es reichte.
Weltmeister unzufrieden
Verstappen motzte mit dem eigenen Team und klagte nach dem zweiten Reifenwechsel auch noch über Lenkprobleme. Dann die Safety-Car-Phase, weil der Alpha Tauri von Pierre Gasly brannte. Nach dem Skandal von Abu Dhabi wurden die Regeln überarbeitet, die Rennleitung ersetzt. Und alles ging glimpflich aus.
Leclerc verteidigte erneut seine Position gegen Verstappen und fuhr den ersten Sieg für Ferrari seit dem 19. September 2019 durch seinen damaligen Teamkollegen Sebastian Vettel in einer ebenso spektakulären Schlussphase ein. Leclerc war damals Zweiter geworden.