Mick Schumacher möchte am liebsten schon «morgen» sein Renndebüt geben und «jeden Tag» fahren, Sebastian Vettel bräuchte nach den ernüchternden Testtagen in der Wüste jeden Kilometer.
Nachdem Schumacher am Sonntagmorgen zum Abschluss sein Programm im allerdings unterlegenen Haas abspulen konnte und seine Vorfreude aufs Debüt weiter steigerte, verbrachte Vettel notgedrungen wieder zu viel Zeit in der Garage: ein Problem mit dem Ladedruck am schicken, aber noch nicht fitten Aston Martin.
Die Ursache war zunächst nicht bekannt. «Trotzdem bitter. Uns geht natürlich ein bisschen Zeit verloren, vor allem mir», sagte Vettel, der an allen drei Tagen mit Defekten am Wagen zu kämpfen hatte und zum Abschluss mit sechs Sekunden Rückstand Vorletzter wurde – vor dem Teamkollegen Lance Stroll.
Der 15. Platz, den Mick Schumacher belegte, interessierte den Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher am Sonntag nicht wirklich. «Es hat einfach Spaß gemacht. Ich fühle mich gut, ich fühle mich bereit», sagte der 21-Jährige und versprach: «Ich kann nicht sagen, was diese Saison passieren wird, aber ich weiß, dass ich alles tun werde, was ich kann, dass es gut wird und ich hoffentlich ein paar Punkte holen kann.»
Die Hoffnung auf eine packende Formel-1-Saison mit der Rückkehr des elektrisierenden Namens Schumacher sowie dem derzeit noch oder eher wieder strauchelnden Vierfach-Champion Vettel mit Rückkehrer Aston Martin wurde aber von einem ungewohnten Mercedes-Stottertest gestärkt. Zwei Wochen vor dem Auftakt mit dem Großen Preis von Bahrain hinterließen die Herausforderer der erneut schwarz lackierten Silberpfeile teils einen deutlich besseren Eindruck.
«Ich denke, es ist besser, wenn es jetzt nicht rund läuft anstatt beim Rennen», sagte Titelverteidiger Hamilton recht gelassen. «Ich verschwende keine Zeit damit, mir Sorgen zu machen. Das hält mich nur davon ab, Lösungen zu finden», betonte der siebenmalige Champion von Mercedes, ehe er die Tests auf Platz fünf abschloss. Der Wagen wirkte an den drei Tagen nicht so stabil wie sonst. «Ich glaube, wir haben ein aufregendes Jahr vor uns», befand bereits Formel-1-Direktor Ross Brawn.
Auch am Schlusstag überzeugte vor allem das Team, mit dem einst auch Vettel erfolgreich gewesen war. Max Verstappen fuhr im Red Bull die schnellste Runde und lieferte sich dabei einen packenden Zweikampf mit dem japanischen Neuling Yuki Tsunoda – von Red Bulls B-Team Alpha Tauri. «Wir haben das Auto noch mal sehr verbessert. Im vergleich zum Zeitpunkt vor einem Jahr fühlt es sich besser an», betonte der WM-Dritte Verstappen. Sein Vorsprung auf Tsunoda betrug allerdings nur 93 Tausendstelsekunden.
Aber auch McLaren, neuerdings wieder mit Mercedes-Power, und Alpine mit dem 39 Jahre alten zweimaligen Weltmeister und Formel-1-Rückkehrer Fernando Alonso ließen bei den Übungsrunden aufhorchen. Es sei beeindruckend zu sehen, wie schnell die anderen Teams seien, betonte Hamilton: «Ich freue mich, das bringt mehr Spaß.»
Davon hätte Vettel nach seinen Frustjahren bei Ferrari nun auch gern mehr gehabt. Aber: Defekt am Freitag, Defekt am Samstag, Defekt am Sonntag. 117 Runden brachte der 33 Jahre alte gebürtige Heppenheimer zusammen. «Es sind viele kleine Dinge, die den Unterschied ausmachen», betonte er. «Es ist aber normal, dass man mehr als anderthalb Tage braucht, um seinen Rhythmus zu finden.»
Dass Vettel die kurze Zeit zudem nicht wie andere optimal nutzen konnte, dürfte bei der Umstellung vom Ferrari auf den Aston Martin mit Mercedes-Antrieb nicht gerade beschleunigend wirken. «Es ist wie es ist. Ich glaube, die ersten paar Rennmeter werden für uns entscheidend sein», sagte Vettel vor dem Auftaktrennen am 28. März in Bahrain.
Gegen Ende der vergangenen Saison waren dort wegen der Corona-Pandemie sogar zwei Rennen gestartet worden. Diesmal profitiert das Königreich im Nahen Osten von der Verschiebung des Großen Preises von Melbourne, der eigentlich an Sonntag hätte stattfinden und die Saison eröffnen sollen, aber in den Herbst verschoben wurde. Ansonsten gehen die Formel-1-Bosse davon aus, dass die Saison diesmal einen reibungsloseren Verlauf nimmt als 2020. «Wir sind recht optimistisch für eine komplette Saison», sagte Brawn dem Pay-TV-Sender Sky Sport F1: «Meiner Meinung nach sind wir durch das Schlimmste durch.»