25. November 2012, Interlagos. Auf dem Autódromo José Carlos Pace tritt Michael Schumacher zu seinem letzten Formel-1-Rennen an. Von Startplatz 13 kämpft er sich im Mercedes auf Rang sieben vor.
Viermal hatte er das Rennen auf dem Kurs vor den Toren von São Paulo vorher gewonnen, so oft wie kein anderer. Dieses besondere Gefühl, wenn Mick Schumacher nun an Strecken wie diese kommt, soll für den Sohn des siebenmaligen Champions nie vorbeigehen. Darüber, wie wichtig eine Vierbeinerin in seinem Leben ist und einiges mehr, sprach Mick Schumacher in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Ihre Hündin Angie scheint in Ihrem Leben auch eine wichtige Rolle zu spielen, vom Anbaden im Genfer See bis zum Rumtollen. Ist das ein bisschen Ausgleich für den stressigen und bisweilen ja auch immer noch glamourösen Formel-1-Zirkus?
Mick Schumacher: Auf jeden Fall. Man muss immer einen Ausgleich finden. Mit einem Hund in der Natur zu sein, passt da wunderbar. Es ist auch deswegen spannend, weil man sich mit einem Lebewesen auseinandersetzt, während man in der Formel 1 viel mit Maschinen und Technik beschäftigt ist.
Sebastian Vettel setzt sich ja auch öffentlich unter anderem sehr für Natur- und Klimaschutz ein. Manchmal hört man dann umgehend Stimmen nach dem Motto: Der ist doch Formel-1-Fahrer, wie soll das denn gehen. Irritieren Sie solche Diskussionen?
Schumacher: Ich denke, man kann es letztlich nie jedem recht oder jeden glücklich machen. Man muss für sich selbst das tun, was einem die Erfüllung gibt und nicht unbedingt darauf hören, was andere dazu sagen.
Zu einem andere Thema. Nachwuchsfahrer Lirim Zendeli musste jüngst seine Formel-2-Karriere aus finanziellen Gründen beenden. David Beckmann, mit dem sie auch schon in unteren Klassen gefahren sind, muss auch mit dem Geld haushalten. Was muss getan werden, damit nicht vor allem finanzielle Mittel den Weg in die höchsten Serien ebnen?
Schumacher: Ich denke, dass die FIA und Formel 1 in dieser Hinsicht bereits sehr viel unternehmen. Der Sport muss es möglich machen, dass sich zukünftig auch die Talente durchsetzen und in den Nachwuchsklassen behaupten können.
Ohne sich über die Möglichkeiten und Machbarkeiten Gedanken zu machen: An welchem Ort würden Sie gern mal ein Formel-1-Rennen absolvieren?
Schumacher: Es sieht ja so aus, dass wir auch nächstes Jahr nicht nach Deutschland kommen. Von daher: Hockenheim- oder Nürburgring, damit wir auch in Deutschland mal wieder ein Heimrennen genießen können.
Generell lieber Tradition statt Moderne?
Schumacher: Tradition.
Das heißt, Rennen wie in Miami im nächsten Jahr zum ersten Mal, sind cool, müssten aber nicht unbedingt sein, wenn es stattdessen nach Deutschland ginge?
Schumacher: Natürlich würde ich ein Rennen in Deutschland vorziehen. Wobei Miami halt auch ein Ort ist, an dem ich selbst bisher noch nicht war. Es ist also auch cool, dort als Formel-1-Pilot hinzukommen. Ideal wäre es, wenn man dann noch ein deutsches Rennen rein quetschen könnte.
Graut es Ihnen vor dem Kalender im kommenden Jahr, das wird ja stressig mit 23 Rennen von Mitte März bis Mitte/Ende November.
Schumacher: Ja, das wird es. Aber das ist eben der Trend. Wir haben extrem viele Rennen. Das ist hart für alle. Aber für Fahrer wie mich, die gerade erst am Anfang stehen, ist es durch die doch deutlich eingeschränkten Testmöglichkeiten auch ein Vorteil.
Ihr Vater hat in São Paulo Ende 2012 sein letztes Formel-1-Rennen bestritten. Waren Sie damals eigentlich froh oder was ging in Ihnen vor?
Schumacher: Ich muss gestehen, dass ich das so genau gar nicht mehr weiß. Wenn ich mich zurückversetze, würde ich ihn bei beiden Möglichkeiten unterstützen: Weiterfahren oder Aufhören. Beides wäre schön gewesen.
Ihr Vater hat auf so vielen Strecken Rennen geprägt und Erfolge geschafft. Glauben Sie, dass dieses Gänsehautgefühl für Sie irgendwann mal aufhört, wenn Sie an eben diese Strecken kommen?
Schumacher: Das ist schwierig vorherzusagen. Ich hoffe aber, dass diese Gänsehautmomente für immer bleiben. Es ist einfach immer etwas Spezielles.
Sie waren sehr gut vorbereitet auf die Formel 1: Gab es Dinge, die sie verblüfft oder auch negativ überrascht haben?
Schumacher: Wenn ich ehrlich bin: Nein. Ich hatte schon eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was mich erwarten würde. Nur eines: Dass das Jahr so schnell vorübergeht, das hat mich verblüfft. Wir sind fast am Ende, es fühlt sich aber so an, als hätte es gerade erst begonnen.
Sie haben in den vorhergehenden Serien im zweiten Jahr leistungsmäßig meist noch mal enorm zugelegt. Und 2022, in ihrer zweiten Formel-1-Saison soll das Haas-Auto ja auch deutlich besser werden. Haben Sie das Gefühl, dass so ein bisschen Schonzeit für Sie und auch ihre Gegner dann vorbei ist und Sie das bisher schon Gelernte ausspielen können?
Schumacher: Ich hoffe natürlich, dass das so sein wird. Dass ich meine Ellbogen zeigen und rausfahren kann, habe ich ja in diesem Jahr oder auch schon früher gezeigt.
Zur Person: Mick Schumacher absolviert in diesem Jahr seine erste Saison in der Formel 1. Der 22-Jährige hatte zuvor die Formel 3 und die Formel 2 gewonnen. Er ist der Sohn des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher.