Mick Schumacher hätte den Stuhl bei seiner Pressekonferenz nur zu gern gegen seinen Fahrersitz eingetauscht.
Selbst der Mund-Nase-Schutz, den der 22-Jährige vorschriftsmäßig trug, konnte die Begeisterung vor seinem unmittelbar bevorstehenden Renndebüt in der Formel 1 nicht verbergen. «Die Vorfreude überschattet alle Nervosität, die da sein könnte», sagte der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher.
Von den Emotionen lenken lassen will sich Mick Schumacher aber nicht. Er will sein Premierenrennen anders als Vater Michael vor 30 Jahren zu Ende fahren. «Es wird nicht so sein, dass ich versuche, extrem aggressiv reinzugehen», betonte der Haas-Pilot: «Ich würde keine Dummheiten machen.»
Michael Schumacher war bei seinem Debüt 1991 in Spa-Francorchamps nicht mal einen Kilometer weit gekommen, unverschuldet. Ein Schaden an der Kupplung seines damaligen Jordan-Rennwagens hatte ihn gestoppt. Mit Defekten wird auch Sohn Mick rechnen müssen. Und so besonders schnell ist das Auto des US-Rennstalls auch nicht.
Teamchef Günther Steiner gab daher auch ein Minimalziel aus für Schumacher und dessen russischen Stallrivalen Nikita Masepin. «Sie sollen das Autos nach Hause bringen: so viel fahren wie nur möglich, inklusive das Rennen zu Ende.» Das werde hart genug.
Neben der geringen Eingewöhnungszeit mit nur drei Testtagen, die sich die beiden Piloten teilen mussten, stehen ab dieser Saison am Freitag nur noch zwei einstündige Trainingseinheiten auf dem Programm, statt zwei anderthalbstündige Session. Erschwerte Bedingungen vor allem für die sogenannten Rookies.
«Ich muss nicht alles jetzt sofort lernen», betonte Mick Schumacher aber. Er könne sich überlegen, welches die wichtigsten Sachen seien, sich diese vornehmen und nach und nach abhaken. Beim Training gehe es zum Beispiel mit Blick auf die schnelle Runde in der Qualifikation am Samstag auch darum zu lernen, wo das Limit bei den Reifen ist – also Grenzerfahrungen sammeln.
Für den Formel-3-Europameister von 2018 und Formel-2-Champion von 2020 wird es ein hartes Lehrjahr. 23 Mal muss er versuchen, seinen Teamkollegen in Quali und Rennen zu schlagen, der Ausgang des Stallkampfes wird der erste Gradmesser sein. Dass dieses Duell schon vor dem ersten Grand-Prix-Aufeinandertreffen seinen Reiz hat, ist allen klar.
Mick Schumacher und Masepin seien «charakterlich extrem verschieden», sagte Steiner in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung», die beiden seien auch «keine großartigen Freunde». Steiner: «Sie gehen am Abend sicher nicht zusammen aus. Müssen sie auch gar nicht!» Masepin sei temperamentvoller. «Er geht alles an auf dem kürzesten Weg», sagte Steiner. «Mick denkt über Sachen viel mehr nach. Er analysiert die Dinge. Und er ist auch sehr viel bescheidener.»