Max Verstappen grüßte das ekstatische Oranje-Fanvolk mit der Siegerfaust und brüllte seine Freude über die nächste Machtdemonstration hinaus.
Mit dem dritten Formel-1-Sieg in zwei Wochen brachte der Red-Bull-Pilot die zehntausenden Niederländer in Spielberg zum Überkochen, mit dem auf 32 Punkte gewachsenen WM-Vorsprung vor dem geschlagenen Lewis Hamilton ist er voll auf Titelkurs. «Das ist unwirklich. Die Fans waren eine unglaubliche Motivation», schwärmte Verstappen.
Wie schon eine Woche zuvor an gleicher Stelle fuhr der 23-Jährige in Österreich einen mühelosen Start-Ziel-Sieg heraus. «Ich hoffe, dass wir so weiter machen können», sagte er. Meilenweit abgehängt wurde Hamilton mit einem beschädigten Mercedes nur Vierter hinter Teamkollege Valtteri Bottas und McLaren-Jungstar Lando Norris. «Ich habe mein Bestes gegeben, viel mehr konnte ich nicht machen», beteuerte der britische Titelverteidiger beim TV-Sender Sky.
Fünfter Sieg im neunten Rennen
Für Verstappen war es schon der fünfte Sieg im neunten Saisonlauf. «Ich war selbst ein wenig überrascht, wie gut es gelaufen ist. Das Auto fuhr wie auf Schienen», sagte der WM-Spitzenreiter. Titelrivale Hamilton, der gerade erst einen neuen Zweijahresvertrag bei den Silberpfeilen unterzeichnet hatte, muss nun seine Hoffnung in eine Wende beim Heimspiel in Silverstone in zwei Wochen setzen. «Wir haben viel Arbeit vor uns, um den Rückstand zu verringern», sagte er.
Sebastian Vettel erlebte einen Tag nach seinem 34. Geburtstag erneut ein mühsames Rennen mit einem bitteren Ende. Als Elfter gestartet, steckte der Routinier im Aston Martin tief im Mittelfeld fest und schied als 13. nach einem Crash mit Kimi Räikkönen in der letzten Runde noch aus. «Es war mit Sicherheit keine Absicht von beiden, bisschen komisch», sagte Vettel. Neuling Mick Schumacher ließ als 18. wie so oft zumindest seinen Haas-Kollegen Nikita Masepin hinter sich.
Oranger Bengalo-Rauch lag das ganze Wochenende über der Strecke im Murtal. Erstmals seit Ende 2019 waren wieder große Zuschauermassen auf den Tribünen zugelassen. Scharen von Niederländern verwandelten den Red-Bull-Ring in eine Verstappen-Arena. 132.000 Zuschauer zählten die Organisatoren über die drei Grand-Prix-Tage in der Steiermark.
Volle Ränge – Neustart nach Kollision
Und die Fan-Gemeinde des WM-Führenden hatte mächtig Grund zum Feiern. Verstappen steuerte seinen bärenstarken Dienstwagen zum dritten Mal nacheinander auf die Pole Position und behauptete Platz eins auch nach dem Rennstart. McLaren-Fahrer Norris, der etwas überraschend von Rang zwei losfahren durfte, hielt zunächst Verstappens Teamkollegen Sergio Perez und das Mercedes-Duo hinter sich.
Kurz darauf musste Alpine-Pilot Esteban Ocon sein Auto wegen einer Kollision abstellen. Das Safety-Car rückte kurz aus. Nach dem Neustart zog Verstappen schnell davon. Norris lieferte sich ein hartes Duell mit Perez, ehe der Mexikaner ins Kiesbett geriet und zurückfiel. Die Rennrichter verurteilten den Briten dafür später zu einer umstrittenen Fünf-Sekunden-Strafe.
Von diesem Scharmützel wiederum profitierte Vettel. Der Hesse war am Start drei Plätze auf Rang elf zurückgestuft worden, weil er in der Qualifikation unabsichtlich Fernando Alonso behindert hatte. In den ersten Runden holte sich der viermalige Weltmeister die Plätze zurück. In der 19. Runde bog Vettel dann zum Reifenwechsel ab, als Letzter kam er wieder auf die Strecke und begann seine Jagd aufs Neue – der Erfolg aber blieb aus.
Demonstration der Macht
Vorn dominierte Verstappen fast nach Belieben. Auch nach den Boxenstopps wuchs der Vorsprung des Niederländers immer weiter. Grund dafür war auch ein Schaden am Unterboden am Auto des zwischenzeitlich auf Platz zwei liegenden Hamilton. «Ich bin froh, dass ich das Rennen überhaupt zu Ende fahren konnte», sagte der 36-Jährige. Teamgefährte Bottas durfte den Briten in Runde 52 nach einem Funkspruch überholen, Norris zog bald auch vorbei. Für den Titelverteidiger ging es mit noch einmal frischen Reifen nur noch um Schadensbegrenzung.
Dagegen konnte es sich Verstappen dank seines Polsters sogar leisten, noch einmal an die Box zu kommen und mit neuen Pneus die schnellste Rennrunde zu sichern. Sein vierter Sieg beim Team-Heimspiel auf dem Red-Bull-Ring wurde zur Demonstration seiner aktuellen Übermacht. Für Mercedes und Hamilton geriet der Tag am Ende zur Demütigung.