Ein Brandbrief an den Fia-Boss und den Formel-1-Chef, Forderungen nach einer harten Strafe – und Rekordweltmeister Lewis Hamilton sorgt sich um die Integrität des Sports.
Statt sich auf die mögliche Krönung als Konstrukteurs-Weltmeister vorzubereiten, steht der neue Branchenführer Red Bull in Austin im Finanz-Fokus. Die Strafe für das Überschreiten der Kostengrenze steht noch immer aus – und das befeuert die ohnehin hitzige Diskussion in Texas.
Hamilton mahnt Integrität des Sports an
«Wenn sie locker mit den Regeln umgehen, gehen alle Teams drüber und geben Millionen mehr aus», betonte Hamilton: «Wenn es dafür nur einen Klaps auf die Finger gibt, ist das natürlich nicht gut für den Sport.» Wenn sie über Integrität sprechen würden, gehe es darum, «wie wir durch Grundwerte navigieren», sagte Hamilton.
Medienberichten zufolge verhandelt Red Bull vor dem Großen Preis der USA mit dem Automobil-Weltverband Fia. Diese soll eine Vereinbarung zur Anerkennung des Regelverstoßes vorgeschlagen haben. Ohne Details zu nennen, hatten die Regelhüter festgestellt, dass Red Bull die Obergrenze von 148,6 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr «geringfügig überschritten» und wie Sebastian Vettels Aston-Martin-Rennstall gegen die Verfahrensregeln verstoßen habe.
Geht Red Bull auf die vorgeschlagene Vereinbarung ein, würde das Team den Regelverstoß anerkennen und auf einen Einspruch verzichten müssen. Das Strafmaß wäre dafür auch eher moderat – Punktabzüge sind nicht vorgesehen. Sportlich bliebe alles, wie es 2021 mit dem ohnehin umstrittenen Finale von Abu Dhabi mit dem WM-Titel für Max Verstappen vor Hamilton zu Ende gegangen war.
«Wir denken, dass wir im Einklang (mit den Regeln) sind», bekräftigte Verstappens Teamkollege Sergio Perez im Fahrerlager noch mal. Zusammen wollen und können die beiden Red-Bull-Piloten an diesem Sonntag beim Großen Preis der USA (21.00 Uhr MESZ/Sky) die Serie von Mercedes bei den Konstrukteuren auch offiziell beenden nach acht Teamtiteln der Silberpfeile in Serie.
Wie reagiert der Red-Bull-Team?
Doch zunächst muss Teamchef Christian Horner das hochbrisante Thema um die Kostenüberschreitung klären. Erwartet wird, dass er sich noch vor dem Rennen dazu äußert und erklärt, ob Red Bull auf die Vereinbarung eingeht – oder eben nicht. In einer ersten Stellungnahme hatte sich der Rennstall des österreichischen Multi-Milliardärs Dietrich Mateschitz enttäuscht und überrascht gezeigt von den Ergebnissen der lange andauernden Untersuchung.
Ob ein Einlenken die Konkurrenz nun besänftigen wird, bleibt abzuwarten. Wenn es eine Strafe gebe, müsse die auch den Anreiz nehmen, zwei oder drei Millionen mehr auszugeben, betonte Carlos Sainz von Red-Bull-Rivale Ferrari. «Regeln sind Regeln und wenn man sich nicht dran hält, sollte es eine Strafe geben, die wirklich weh tut», forderte Valtteri Bottas. Der aktuelle Alfa-Romeo-Pilot fuhr in der vergangenen Saison noch neben Hamilton für Mercedes. «Streng und harsch» sollten die Sanktion seiner Meinung nach ausfallen.
Kostenobergrenze wurde zur Saison 2021 eingeführt
McLaren-Geschäftsführer Zak Brown hat einem Bericht der BBC zufolge sogar per Brief den Fia-Präsidenten Mohammed bin Sulayem und den Chef der Formel 1, Stefano Domenicali, zu Strafen für Red Bull aufgerufen, die das Team auch auf der Strecke treffen. Eine Geldstrafe allein reiche nicht, es gehe auch um sportliche Konsequenzen für den «Betrug».
Die Kostenobergrenze wurde in der Formel 1 zur Saison 2021 eingeführt, um die Rennserie langfristig stabiler zu machen und die Unterschiede zwischen den Teams zu verringern. Ursprünglich waren für 2021 145 Millionen Dollar als Limit angesetzt, wegen der letztlichen Anzahl von 22 Rennen wurde sie noch mal auf 148,6 Millionen US-Dollar hochgesetzt. Medienberichten zufolge soll Red Bull dies um 1,8 Millionen US-Dollar überschritten haben. «Wir wissen, was ein, zwei, drei Millionen an Entwicklung ausmachen können», betonte Ferrari-Pilot Sainz.