Im Regen-Chaos von Montreal hat Nico Hülkenberg die Formel 1 verblüfft und startet als Zweiter in den Großen Preis von Kanada. Der Haas-Pilot musste sich in der turbulenten Qualifikation von Montreal nur dem übermächtigen WM-Spitzenreiter Max Verstappen geschlagen geben.
«Das ist etwas unerwartet, aber ich bin sehr glücklich und stolz», sagte Hülkenberg. Nach seiner sensationellen Pole Position im Williams 2010 in Brasilien ist es das beste Ergebnis für den Rheinländer bei einer Startplatzjagd in der Königsklasse. Dritter wurde Fernando Alonso im Aston Martin vor dem Mercedes-Duo Lewis Hamilton und George Russell.
Hülkenberg profitierte davon, dass die Qualifikation unmittelbar nach seiner schnellsten Runde wegen eines Unfalls von McLaren-Fahrer Oscar Piastri unterbrochen wurde. Weil das Wetter sich nicht besserte, konnte keiner der Konkurrenten auf pitschnasser Strecke noch am 35 Jahre alten Rheinländer vorbeiziehen. «Das war eine wilde Quali, ziemlich verrückt», sagte er.
Dabei hatte das Kanada-Wochenende für den Emmericher noch mit einem kapitalen Motorschaden im Freitagstraining denkbar schlecht begonnen. «Ich werde einfach rausfahren und alles geben», beschrieb Hülkenberg seine Devise für das achte Saisonrennen am Sonntag (20.00 Uhr/Sky).
Wetter bleibt großes Thema
Die Formel 1 erlebt in Montreal ein wechselhaftes Wochenende. Schon am Freitag hatten die Piloten mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Das erste Training musste nach vier Minuten aus Sicherheitsgründen unterbrochen und schließlich abgesagt werden, weil die Videoüberwachung der Strecke nicht funktionierte. Ein Stromausfall war wohl die Ursache für die Technik-Panne.
Im Abschlusstraining am Samstag stellte der Dauerregen die Fahrer und Teams dann vor eine neue Herausforderung. Auf der sehr unebenen Strecke hatten viele Piloten Mühe, ihren Dienstwagen unfallfrei über eine schnelle Runde zu steuern. Der Spanier Carlos Sainz verlor in Kurve eins die Kontrolle über seinen Ferrari und krachte heftig in die Bande. In den gut zwei Stunden bis zur Qualifikation konnten seine Mechaniker das Auto aber wieder fahrtüchtig machen.
Einmal mehr war die Frage, ob die Konkurrenz die Seriensieger von Red Bull ausbremsen könnte. Alle sieben Saisonläufe hat das Weltmeister-Team in diesem Jahr bisher gewonnen, fünf davon allein Verstappen. Der Niederländer baute zuletzt mit drei Siegen in Serie seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf Teamkollege Sergio Perez auf 53 Punkte aus. Nur beim Gastspiel in Baku Ende April stand in Ferrari-Star Leclerc ein Fahrer eines anderen Rennstalls auf der Pole Position.
Leclerc und Perez patzen bei der Reifenwahl
Doppel-Weltmeister Verstappen kann in Kanada seinen 41. Grand-Prix-Sieg feiern und damit zur brasilianischen Legende Ayrton Senna aufschließen. Auf feuchter Strecke stand dem aber zunächst eine schwierige Qualifikation im Weg. Schon kurz nach Beginn gab es Rote Flaggen, weil der Chinese Zhou Guanyu in seinem Alfa Romeo mit einem Technik-Defekt stehen blieb.
Im hektischen Treiben nach dem Neustart blieb Verstappen cool und raste mit der Bestzeit in die zweite Runde. Für Hülkenberg reichte es als 15. knapp für den nächsten Abschnitt. Dort wurde das Geschehen endgültig zum Glücksspiel mit Reifen und Wetter. Große Verlierer waren Vize-Weltmeister Leclerc und der WM-Zweite Perez. Beide verzockten sich bei der Reifenwahl und verpassten einen Platz unter den Top Ten. Hülkenberg kam als Achter weiter.
Überraschend als Schnellster schaffte es Williams-Pilot Alexander Albon ins Finale der Startplatzjagd. Als es aber richtig ernst wurde, zeigte Verstappen seine ganze Klasse. «Ich komme aus den Niederlanden, wir sind Regen gewöhnt», sagte der 25-Jährige. In Startreihe eins bekommt er diesmal in Regenkünstler Hülkenberg ungewohnte Gesellschaft.