Zuschauer auf den Rängen, große Namen in den Wagen, packende Duelle auf dem Asphalt: Die Formel 1 startet emotionsgeladen und voller Tatendrang in der glühend heißen Wüste von Sakhir in eine Saison der Superlative trotz Corona-Pandemie.
Lewis Hamilton will seine achte Titelmission standesgemäß mit einem Sieg beginnen und den Stottertest von Branchenführer Mercedes auf Anhieb vergessen machen. Sebastian Vettel – wie Hamilton Rekordsieger beim Großen Preis von Bahrain – hofft auf eine steile Lernkurve mit seinem neuen Aston Martin, und Mick Schumacher lässt sich seine unbändige Vorfreude auf das Grand-Prix-Debüt auch von der ernüchternd-geringen Aussicht auf Erfolgsmomente nicht nehmen.
Super gespannt sei er vor seinem Debüt, bekannte Mick Schumacher. «Wenn ich daran denke: Vor 30 Jahren hat mein Vater sein erstes Rennen bestritten, jetzt starte ich.» Es fühle sich einfach fantastisch an. Ob er spätestens am 12. Dezember mitansehen muss, wie ausgerechnet in seiner Einstiegssaison sich Hamilton in Abu Dhabi zum alleinigen Rekordweltmeister krönt und Michael Schumachers sieben Titeln noch einen draufsetzt, wird sich zeigen.
Die Psychospielchen um die Krone sind schon vor dem Auftakt im kleinen Königreich Bahrain jedenfalls in vollem Gange. «Mercedes will, dass die Leute denken, wir wären die Favoriten, um so auch Druck auf uns zu machen», betonte Max Verstappen.
Der Red-Bull-Pilot will nicht wieder Dritter hinter Hamilton und dessen Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas am Saisonende werden. Die Testfahrten in Bahrain zwei Wochen vor dem Rennauftakt weckten vielerorts Hoffnungen auf einen knallharten WM-Kampf zwischen dem aktuellen Serienchampion Mercedes und dem ehemaligen Serienchampion Red Bull. Zur Erinnerung: Seit mittlerweile elf Jahren holten diese beiden Rennställe alle Titel.
«Wird es eine enge Saison? Ich würde sagen: ja», betonte Mercedes‘ Chefstratege James Vowles. Und Teamchef Toto Wolff befand sogar, dass feststehe, «dass wir nun unsere Reaktionsfähigkeit unter Beweis stellen müssen». Bisher blieb der Konkurrenz nur – und das meist hilflos – auf die Übermacht der auch in diesem Jahr wieder schwarz lackierten Silberpfeile zu reagieren.
Hamilton gewann wie Vettel schon viermal in Bahrain, zuletzt zweimal nacheinander. Beim zweiten Rennen des Doppelpacks im vergangenen Jahr hatte er wegen einer Corona-Infektion aber gefehlt, Sergio Perez gewann auf der schnelleren kürzeren Streckenvariante und empfahl sich mit seinem Premierenerfolg im Racing Point endgültig für das Cockpit bei Red Bull. Mit dem aktuellen Duo hat das Weltmeister-Team von 2010 bis 2013 nun mehr Möglichkeiten, Mercedes auch strategisch in den Rennen unter Druck zu setzen.
Welche Rolle Vettel in diesem Jahr schon spielen kann, ist eine der großen Fragen. Er sei nicht allzu besorgt, sagte er nach den eher holprig verlaufenen Testfahrten mit dem neuen AMR21. «Vielleicht ist es das Alter, vielleicht die Erfahrung. Vor zehn Jahren wäre ich wahrscheinlich leicht in Panik verfallen», betonte der 33-Jährige, der zusammen mit Hamilton (36), Rückkehrer Fernando Alonso (39) und Kimi Räikkönen (41) zu den vier Weltmeistern auf dem Grid gehört.
Das Feld hinter Mercedes und Red Bull könnte 2021 noch enger zusammenrücken. McLaren, Alpine (Nachfolger von Renault), Aston Martin, dazu Alpha Tauri – und Ferrari, Vettels Ex-Team. Dahinter kommen Alfa Romeo, Williams und Haas, das auch mit besonderen Erinnerungen wieder nach Bahrain gereist ist: Ende November hatte dort Romain Grosjean einen schrecklichen Unfall, bei dem sein Wagen in zwei Teile gerissen worden und in Flammen aufgegangen war, wie durch ein Wunder überlebt und sich lediglich Verbrennungen an den Händen zugezogen.
Grosjean und Kevin Magnussen mussten das Team verlassen, das hatte schon vorher festgestanden. Für sie kamen zwei der drei Debütanten in diesem Jahr in Mick Schumacher und dem Russen Nikita Masepin. Der dritte Neue ist Yuki Tsunoda aus Japan bei Alpha Tauri.
«Es wird ein harter Aufstieg», räumte Haas-Teamchef Günther Steiner bereits ein. Das weiß auch Mick Schumacher, der bei seinem Lehrjahr gleich eine Saison unter erschwerten Bedingungen meistern muss. 23 Rennen und damit so viele wie noch nie, dazu die Corona-Pandemie.
In Bahrain sollen genesene und geimpfte Menschen an die Strecke dürfen. Es dürfte aber auch wieder Geister-Rennen geben. Ob der Kalender bleibt, wie er bereits nachträglich festgezurrt wurde – offen. Ob Mick Schumacher womöglich noch ein Heimrennen in Deutschland bekommt – möglich.
Fest steht, dass es am Sonntag (17.00 Uhr/MESZ Sky) für ihn wie für Vettel, Hamilton und alle anderen losgeht. Dass es in Bahrain ist, macht es für Mick Schumacher speziell. 2004 gewann sein Vater dort die Premiere, 2010 feierte er dort sein Comeback. Zudem ist sein Einstieg in die Formel 1 30 Jahre her. «Sicherlich wird es mal einen emotionalen Moment geben. Aber bestimmt nicht in der Aufwärmrunde oder direkt vor dem Start», sagte Mick Schumacher der Deutschen Presse-Agentur: «Spätestens wenn man den Helm aufsetzt, dreht sich alles nur noch um das Rennen, das vor einem liegt.»