Vor einem Jahr zahlte es Sebastian Vettel seinem damaligen Noch-Arbeitgeber ein bisschen heim. Ferrari freute sich auf das 1000. Rennen der Marke aus Maranello in der Formel 1. Auch noch ein Heimspiel in Italien, die perfekte Inszenierung.
Für Vettel war es vor allem ein weiteres Abschiedsrennen vom berühmten roten Rennwagen, mit dem er sechs Jahre lang vergeblich versuchte, auf Weltmeister-Kurs zu kommen. Die Zukunft des gebürtigen Heppenheimers war monatelang ungeklärt, bis er an jenem September-Tag in Mugello verkündete, bei Rückkehrer Aston Martin einzusteigen. Die Schlagzeilen gehörten vor dem Jubiläumsrennen von Ferrari erstmal dem vor dem ersten Saisonrennen von der Scuderia schon ausgemusterten Deutschen.
Im September 2021 ist Vettels Zukunft auch wieder offen. Er mache sich aber keine Sorgen, sagte Vettel in Monza. Er rechnet mit einer baldigen Klärung. Teamchef Otmar Szafnauer hatte zuletzt auch schon versichert, dass es «nichts Kompliziertes» sei.
34 Jahre ist Vettel mittlerweile alt und gehört damit zur alten Generation der Motorsport-Königsklasse. 53 Rennsiege stehen in seiner Bilanz. Der letzte liegt fast zwei Jahre zurück. Er gelang Vettel am 22. September 2019 in Singapur. Zum bis dato letzten Mal auf der Pole Position startete er am 13. Oktober 2019 in Japan. 56 Mal hatte er es vorher insgesamt geschafft.
Viermal wurde Vettel Weltmeister, lange ist es aber schon her: 2010, 2011, 2012 und 2013. Die Aussicht auf Titel Nummer 5 – unter normalen Umständen eher gering. Zu sehr drängt auch eine Generation nach, die zehn und mehr Jahre jünger ist als Vettel und hochtalentiert.
Als Zwölfter im WM-Klassement vor dem Großen Preis von Italien in Monza spielt Vettel sportlich keine allzu große Rolle. Dort, wo er vor 13 Jahren im Toro Rosso sensationell seinen ersten Grand-Prix-Erfolg gefeiert und vom Podium den Vettel-Finger zur berühmten Jubelgeste gemacht hatte, richten sich die Blicke der Fans eher durch den PR-Zug seines Rennstalls wegen der bevorstehenden Premiere des neuen James-Bond-Films auf das Auto im klassischen Grün.
007 prangt auf den Seiten, 007 prangt auf dem Motorhome. Schon bei der Vorstellung, als Vettel den Blick kaum von seinem neuen Dienstwagen hatte wenden können, hatte Bond-Darsteller Daniel Craig gegrüßt.
Die Lizenz zum Siegen hat Vettel (noch) nicht. Die Hoffnung aber. «Ich glaube daran, dass die Zukunft des Teams sehr, sehr rosig ist», betonte er im Königlichen Park. Wie seine nahe sportliche Zukunft aussehen wird, darüber wollte Vettel nicht so ausgiebig plaudern. «Ich habe noch nie viel über Verträge gesprochen», betonte er.
Stimmt. Vettel, der mit seiner Lausbubenart lange wie ein Schüler auf Tagesausflug wirkte, wenn er durchs Fahrerlager ging, hat längt auch andere Schwerpunkte, über die er gern und viel und oft spricht, darunter Nachhaltigkeit, Klima und Umweltschutz. Vettel liest viel zu den Themen, informiert, hinterfragt und engagiert sich – auch wenn manche das angesichts seines Berufs gern und per se kritisch sehen.
Eigen-PR liegt dem dreimaligen Familienvater dabei aber fern. Zwischen den Rennen in Zandvoort und dem Grand Prix in Italien reiste er am Mittwoch nach Island zur Eröffnung einer klimapositiven Anlage. Kohlendioxid werde dort aus der Luft gezogen und anschließend im Boden abgespeichert, schilderte Vettel und er wurde nicht müde, von dem Projekt zu berichten. Es gelte, keine Zeit zu verlieren, betonte er auch mit Blick auf eine Zukunft, die nichts mit einem neuen Vertrag bei Aston Martin zu tun hat.