Wer an Michael Schumachers Formel-1-Einstieg denkt, dem fällt auch der Name Eddie Jordan ein. Der durchaus exzentrische Ire wird am kommenden Dienstag 73 Jahre alt.
In der Formel 1 war er Fahrer, Teamchef, Teambesitzer und seit vielen Jahren ist er als Experte fürs Fernsehen dabei. Die Geschichte mit der kaputten Kupplung, die den Wagen von Michael Schumacher bei seinem ersten Rennen vor 30 Jahren nicht mal einen Kilometer weit fahren ließ, darf in keinem Schumacher-Rückblick fehlen.
Welche weitere Rolle ein gewisser Günther Steiner in der Karriere von Mick Schumacher spielen wird, wird diese Saison und werden die kommenden Jahre zeigen. Dass der kernige Südtiroler das Zeug zu einer Kultfigur hat, gilt bei manchen Formel-1-Fans schon als erwiesen. «Ich höre, dass es gut sein soll, es liegt aber nicht an mir», sagt Steiner. Er lacht herzhaft, er lacht laut. Das macht er schon mal. Ein emotionaler Typ, geradlinig, erfrischend.
Seine mitunter äußerst unterhaltsame Art – Steiner flucht auch gern und oft – bekamen und bekommen die Fans in «Drive to survive» zu sehen und zu hören. Mittlerweile hat Netflix die dritte Staffel im Dienst. «Ich habe nicht mal die erste gesehen», sagt Steiner.
Er ist 55 Jahre alt, stammt aus Meran, seine Familie hatte nichts mit Motorsport zu tun. Und auch die Gegend, in der er aufwuchs, ist nicht bekannt für derartiges Rennfahren. Dennoch ist Steiner seit 35 Jahren im PS-Zirkus unterwegs. 1986 stieg er ein, damals in den Rallyesport.
Steiner arbeitete beim Mazda Rallye Team Europa als Mechaniker. Drei Jahre später wechselte er den Rennstall und stieg bereits zum Teammanager-Assistenten auf. So ging es auch weiter, bis Niki Lauda ihn 2001 als Teammanager in die Formel 1 zum damaligen Jaguar-Rennstall holte.
Nach einem Jahr Auszeit heuerte er bei einem damaligen Opel-Tochterunternehmen an, 2005 ging es zu Red Bull, er half beim Umstrukturierungsprozess mit, nachdem Dietrich Mateschitz das Jaguar-Team übernommen hatte. Im April 2008 verließ Steiner Red Bull, der mittlerweile in den USA wohnhafte Steiner geriet aber in den Fokus von Gene Haas, der den ersten amerikanischen Formel-1-Rennstall etablieren wollte – und es auch tat. Mit Steiner als Teamchef. Seit 2016 fährt Haas in der Motorsport-Königsklasse.
Die Verpflichtung von Mick Schumacher kann man wohl als Steiners bisheriges Meisterstück betrachten, zumal das Team in der vergangenen Saison aus finanziellen Gründen vor dem Aus stand. Um es zu retten, geht Steiner allerdings einen gewagten Kurs mit zwei Neulingen im Auto. Der eine, Sohn des Rekordweltmeisters, bringt große PR und damit auch Geld. Der andere, Nikita Masepin, ist Sohn eines russischen Milliardärs, der sich auch über sein Unternehmen stark am Team beteiligt.
Diese Fahrerpaarung sei «definitiv» seine Idee gewesen, sagte Steiner vor dem Saisauftakt mit dem Großen Preis von Bahrain in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung». Dass die beiden Piloten außer dem Alter (22) und dem Beruf (Formel-1-Pilot) eher wenig gemeinsam haben, macht auch für Steiner einen gewissen Reiz aus. «Auf den Gegensatz freue ich mich sogar! So eine Konstellation ist befruchtend», sagte er. Wie langweilig wäre denn «Friede, Freude, Eierkuchen?»