Im Hintergrund dröhnte das Hupkonzert der Jachten, im übermächtigen Red Bull genoss Max Verstappen auch die letzten nassen Meter nach seinem Sieg mit Rutscheinlagen beim Formel-1-Klassiker an der Côte d’Azur.
«Das war das echte Monaco», funkte der 25 Jahre alte Niederländer lachend an seine Box: «Das war ein bisschen ein schwerer Tag im Nassen, aber auch ein ziemlich unterhaltsamer.»
Nach seiner Fabelrunde zur ersten Monaco-Pole ließ sich der WM-Spitzenreiter mal wieder von nichts aufhalten. Er beherrschte auf der angeblichen Schwächestrecke des RB19 die Konkurrenz am Sonntag bei allen Wetterlagen fast nach Belieben und gewann den Großen Preis im Fürstentum überlegen.
Mit fast einer halben Minute Vorsprung verwies er Routinier Fernando Alonso von Aston Martin auf den zweiten Platz. «Max hat einen super Job gemacht», lobte der Spanier. Mit in die Fürstenloge zur Siegerehrung als Dritter durfte am Sonntag der Franzose Esteban Ocon von Alpine.
Für Lokalmatador und Ferrari-Pilot Charles Leclerc setzte sich der Heimfluch fort: Nach einer Startplatzstrafe kam der einzige Monegasse im Fahrerfeld nicht über Platz sechs hinaus, er musste sich auch noch dem Mercedes-Duo mit Rekordweltmeister Lewis Hamilton (4.) und George Russell (5.) geschlagen geben.
Startattacke abgewehrt – Super-Max fliegt davon
Im WM-Klassement machte Verstappen mit seinem vierten Saisonsieg im sechsten Grand Prix einen weiteren Schritt zum dritten Titel in Serie. Zumal Teamkollege Sergio Perez nach einer verunglückten Qualifikation im Rennen nicht über Rang 16 knapp vor Nico Hülkenberg (17.) hinauskam. Perez liegt nun nur noch zwölf Punkte vor Alonso. Verstappen, der nun auch mehr Siege für Red Bull geholt hat als Sebastian Vettel (38) während dessen Erfolgszeit bei dem österreichischen Team, hat dagegen satte 39 Zähler mehr als Perez.
Bei der Zieldurchfahrt gab’s für den Sieger das traditionelle Hupkonzert der unzähligen Jachten, die vor Monte-Carlo ankerten. Ob Brasiliens Fußball-Star Neymar, FIFA-Boss Gianni Infantino, Pop-Ikone Kylie Minogue oder Spiderman-Darsteller Tom Holland – nach dem mitreißenden Qualifying, in dem sich Verstappen in letzter Minute durchgesetzt hatte, bekamen aber auch sie die Problemseite des engen und nur 3,337 Kilometer lange Kurses im Rennen zu sehen.
Eine Startattacke von Alonso, der 2006 und 2007 in Monaco gewonnen hatte und seit zehn Jahren auf seinen 33. Karrieresieg wartet, blieb aus. Der 41 Jahre alte zweimalige Weltmeister aus Spanien kam einfach nicht an den zweimaligen Weltmeister aus den Niederlanden ran. Verstappen steuerte gleich beim ersten Umlauf die 2000. Führungsrunde seiner Karriere an.
Er kontrollierte auch auf der da noch trockenen Strecke das Geschehen. Alonso kam nicht mal ins künstliche Überholfenster von unter einer Sekunde, die Überholhilfe DRS konnte er nicht aktivieren. Dahinter konnte Ocon dem Tempo nicht folgen.
Regen sorgt für Taktikspielchen
Er wie auch Leclercs Kollege Carlos Sainz und Hamilton hatten davon profitiert, dass Lokalmatador Leclerc in Monaco das Pech einfach treu bleibt. Nach der Blockade eines Gegners in der Qualifikation musste er drei Startplätze von Position drei auf sechs zurück, die anderen rückten entsprechend vor. Leclercs Chancen auf seinen ersten Sieg beim Heimrennen waren also schon vor dem Erlöschen der Roten Ampeln dahin.
Als das Rennen begann, kam es wie oft in Monaco – es passierte nicht wirklich viel. Überholen ist auf dem Kurs praktisch nicht möglich. Alonso sorgte sich kurzzeitig um die Luftverhältnisse eines Vorderreifens, die Box beruhigte den Spanier fix.
Einzig die immer wiederkehrenden Regenprognosen hielten die Spannung auf Action hoch. Mal in zwanzig Minuten, mal in fünf bis zehn, sollte es tröpfeln. Und dann, etwa in Runde 52, setzte leichter Niederschlag ein. Nun stellte sich die Frage: Wie stark würde es regnen und wann müssen die Reifen gewechselt werden? Der kleinste Rutscher hat größte Folgen. Und es regnete mehr. Alonso kam zur Box, dann erst Verstappen, er ließ die Mischreifen aufziehen und überstand auch die einzige heikle Phase bei seinem 39. Karrieresieg.
Perez nach Quali-Unfall ohne Chancen
2021 hatte er schon mal in seiner Wahlheimat gewonnen. Diesmal bei der insgesamt 80. Auflage des Großen Preises – der erste fand 1929 auf einem fast identischen Kurs statt – hatte er trotz Bedenken von Beginn an seine Dominanz unter Beweis gestellt.
Teamkollege Perez, zweimaliger Saisonsieger, hatte sich alle Hoffnungen selbst durch einen frühen Crash in der Qualifikation zerstört und musste vom letzten Startrang losfahren. Statt Rang eins im Klassement anzugreifen – Verstappen lag vor dem Rennen 14 Punkte vor dem Mexikaner – muss er nun um Platz zwei fürchten. Denn Alonso brachte sich auch für sein Heimspiel am kommenden Wochenende so richtig in Stimmung. Auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya feierte er im Mai 2013 seinen bislang letzten Formel-1-Sieg.