Verstappen-Desaster nach Bremsdefekt – Sainz nach Operation Sieger
Formel-1: Max Verstappen bricht das Rennen in Melbourne nach fünf Runden ab. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Scott Barbour/AP Pool/AP)

Ein Bremsdefekt hat Formel-1-Weltmeister Max Verstappen in Australien ein Desaster eingebrockt und Ferrari-Pilot Carlos Sainz nach einer Blinddarm-Operation den Weg zum dritten Karrieresieg geebnet. Schon nach fünf Runden musste der Red-Bull-Pilot aus den Niederlanden in Melbourne seinen am Heck brennenden Wagen abstellen und damit früh die Hoffnung auf seinen saisonübergreifend zehnten Grand-Prix-Sieg nacheinander begraben. WM-Führender bleibt Verstappen dennoch.

Ohne den ausgeschalteten dreimaligen Weltmeister gewann Sainz nur zwei Wochen nach seinem krankheitsbedingten Ausfall in Saudi-Arabien den dritten Grand Prix des Jahres vor seinem Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc. Für die Scuderia war es der erste Doppelerfolg seit Bahrain 2022, für Verstappen indes der erste Ausfall seit 2022. Damals hatte ihn ebenfalls in Melbourne ein Benzinleck gestoppt.

Raus nach fünf Runden

McLaren-Pilot Lando Norris wurde im Albert Park Dritter und vereitelte das erste Podest für einen Australier beim Heimrennen. Sein Teamkollege Oscar Piastri musste sich mit Position vier Begnügen. Der von Rang 16 gestartete Nico Hülkenberg erkämpfte sich im Haas als Neuner zwei kostbare Zähler, zuvor in Saudi-Arabien war er auf Rang zehn gekommen.

Für Verstappen lief nur die erste Runde äußerlich wie gewohnt. Nach seiner 35. Karrierepole kam der Red-Bull-Pilot beim Start noch bestens weg und führte das Feld in die erste Kurve. Doch schon in der zweiten Runde zog Sainz an ihm vorbei. «Ich habe den Wagen verloren, echt schräg», funkte Verstappen an die Box und klang erstmal nicht beunruhigt.

Das änderte sich schnell. «Da ist Rauch, blauer Rauch, Feuer, Feuer», alarmierte Verstappen in der vierten Runde den Kommandostand. Der Red Bull des Niederländers wurde immer langsamer und bis ans Ende des Feldes durchgereicht. Flammen schossen aus dem rechten Hinterrad, als Verstappen seinen Wagen in die Garage steuerte.

Die rechte Bremse klemmt

Die Crew löschte zwar sofort das Feuer, doch der Weltmeister musste sein Auto schon nach fünf Runden abstellen. Verständnislos und genervt zog Verstappen seinen Helm aus. Im T-Shirt diskutierte Verstappen anschließend am Kommandostand das Fiasko mit seinem Teamchef Christian Horner.

«Sobald die Lichter ausgingen, klemmte die rechte Bremse, so dass das Auto von Anfang an schwer zu fahren war. Es war sehr schwerfällig», erklärte Verstappen vor TV-Kameras sein Aus. «Wenn die Bremse festsitzt, dann hilft das nicht.»

Auch für Rekordweltmeister Lewis Hamilton war der Grand Prix in Australien einer zum Vergessen. Nach 17 Runden musste der Mercedes-Pilot auf den Grünstreifen fahren und den Wagen abstellen. Ein Motorschaden machte eine Weiterfahrt unmöglich, das Virtuelle Safety Car wurde kurzzeitig ausgerufen. Teamkollege George Russell crashte dann noch kurz vor Schluss und besiegelte ein Wochenende zum Vergessen für die Silberpfeile.

«Etwas eingerostet» und doch gewonnen

An der Spitze blieb Sainz, der seinen ersten Reifenwechsel lange hinausgezögert hatte. Es war eine beachtliche Vorstellung des Spaniers. In Dschidda vor zwei Wochen hatte er krankheitsbedingt dem Teenager Oliver Bearman seinen Wagen überlassen müssen – und der wurde auf Anhieb Siebter. «Das waren harte Wochen, in denen ich viele Tage im Krankenbett verbracht habe», berichtete Sainz über die Zeit nach dem Eingriff.

In Melbourne meldete sich der Ferrari-Pilot, der kommendes Jahr für Hamilton Platz machen muss, wieder zurück. Allerdings zunächst mit einem mulmigen Gefühl, ob er auch wirklich ohne Probleme fahren könne. «Etwas eingerostet» sei er gewesen, räumte Sainz ein und holte in der Qualifikation Platz zwei. «Das kann ich fast nicht glauben», raunte er.

Im Rennen wurde es aber noch besser. Zwar hatte er lange seinen Teamkollegen Charles Leclerc im Nacken, hielt sich aber souverän an der Spitze und bejubelte nach 58 Runden seinen Sieg aus dem Krankenstand.

Martin Moravec und Jens Marx, dpa