Max Verstappen tauchte kopfüber in der Jubeltraube seiner Crew ab, danach bekamen die Teambosse noch eine Extra-Umarmung. Nach seinem Premierensieg in der Puszta kann der Formel-1-Weltmeister in den Ferien schon vom zweiten WM-Triumph träumen.
An einem weiteren Tag zum Vergessen für seinen ärgsten Verfolger Charles Leclerc und Ferrari raste der niederländische Weltmeister in seinem Red Bull von Startplatz zehn in Budapest zu seinem insgesamt 28. Grand-Prix-Sieg.
«Ich hatte gehofft, nah ans Podium zu kommen», sagte der selbst erstaunte Verstappen: «Ein verrücktes Rennen.» Ob er auf Wohnwagen-Tour in den vierwöchigen Sommerferien geht, ließ er bei der entsprechenden Frage von Ex-Pilot David Coulthard nach dem Großen Preis von Ungarn offen, kommentierte nur süffisant: «Wir sind eben Holländer.» Teamchef Christian Horner funkte umgehend: «Besser kann man eine Sommerpause nicht beginnen.»
In einem für den Hungaroring ungewöhnlich ereignisreichen und spannenden Grand Prix kam der zeitweise führende und dem Sieg scheinbar entgegen fahrende Leclerc nicht mal auf den zweiten Platz. Dort landete Rekordweltmeister Lewis Hamilton vor seinem Mercedes-Teamkollegen George Russell, der von der Pole gestartet war.
Leclerc, vor einer Woche noch am Boden zerstört nach seinem Aus in Frankreich nach einem Fahrfehler, kam nach einer Reifenposse der Scuderia nicht über Platz sechs hinaus. «Wir werden natürlich darüber sprechen, wie es dazu kommen konnte, aber das werden wir teamintern tun», sagte Leclerc. Der Rückstand von nun 80 Punkten auf Verstappen wird ihn auch in der vierwöchigen Sommerpause verfolgen.
Vettel Zehnter, Schumacher 14.
Vom deutschen Duo konnte sich Sebastian Vettel einen Stimmungsaufheller erfahren: Er wurde nach seiner Rücktrittsankündigung zum Saisonende Zehnter im Aston Martin und holte einen Punkt. «Es ist okay, viel mehr war nicht drin», sagte Vettel. Mick Schumacher wurde im Haas 14 und verpasste die Punkteränge. «Es war insgesamt schwierig und hat nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben», sagte Schumacher.
Russell verteidigte am Start die erste Pole seiner Karriere. Der 24 Jahre alte Brite bekam aber umgehend Druck von hinten, Leclerc schnappte sich erst seinen Teamkollegen Sainz, dann attackierte der Monegasse Russell. Aber ohne Erfolg. Verstappen lag nach der verkorksten Qualifikation mit einem Antriebsdefekt und Platz zehn nach den ersten Runden auf Rang sieben – Tendenz steigend, und wie!
Vettel in leichte Kollision verwickelt
Vettel hatte wieder mal kein Glück. Nachdem der viermalige Weltmeister am Donnerstag sein Karriereende nach dieser Saison angekündigt hatte, wurde er direkt in eine leichte Kollision verwickelt. Nach einer virtuellen Safety-Car-Phase mühte sich der 35-Jährige aber noch mal redlich Richtung Punkteplätze. Auch Mick Schumacher, gestartet von Platz 15, näherte sich zunächst mal den Top Ten, letztlich vergeblich.
«Keine Ahnung», hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vorm Rennen zum möglichen Verlauf gesagt. Das Rutschen mit den weichsten Reifen wurde auch für Russell immer größer, dahinter gab Leclerc seiner Box zu verstehen, dass er seiner Ansicht nach schneller sei als Teamkollege Sainz.
Ferrari mit schlechter Strategie
Ferrari regelte es auf seine Weise: Sainz kam direkt nach Russell zum Reifenwechsel rein, es dauerte aber mit 3,7 Sekunden recht lang. Leclerc fuhr umgehend an der Spitze einen deutlichen Vorsprung heraus, ehe auch er in die Box abbog. Zurück auf der Strecke hatte Leclerc aber Russell wieder vor, dafür aber Sainz hinter sich. Danach folgte schon Verstappen. Der Niederländer näherte sich immer mehr dem Podium. Und sogar einem Sieg.
In Runde 32 raste Leclerc nach mehreren erfolglosen Versuchen am Briten vorbei. Es schien gelaufen. Doch dann taktierte Red Bull, holte Verstappen zum zweiten Reifenwechsel rein, Ferrari zog nach, ließ bei Leclerc aber die härteste Mischung aufziehen bei den eher kühlen Temperaturen.
Keine gute Idee, Verstappen zog mit einer Klasse-Attacke vorbei, drehte sich aber kurz danach, lag wieder hinter Leclerc. Problemlos schnappte sich der Niederländer den Monegassen kurze Zeit später erneut. «Wir haben im Rennen nur richtige Entscheidungen getroffen. Wir sind zur rechten Zeit an die Box und haben die richtigen Reifen aufgezogen», sagte Verstappen.
Mit einem erneuten Wechsel auf die schnellsten Reifen wollte Ferrari noch mal Schadensbegrenzung betreiben. Das ging auch daneben, während die wiedererstarkten Mercedes noch die Positionen tauschten und Hamilton vor Russell landete, ehe auch noch kurz das Safety Car auf die Strecke musste und der Regen am Ende heftiger wurde. «Insgesamt hat alles nicht funktioniert wie erwartet. Wir müssen die Gründe verstehen», sagte Ferraris Teamchef Mattia Binotto.