Sogar ein toter Vogel im Bremsschacht kann diesen Max Verstappen nicht aufhalten.
Von den Überresten des unglücklichen Federviehs, die ihn beim nie gefährdeten Erfolg in Kanada das halbe Rennen in seinem Red Bull begleiteten, zeigte sich der Formel-1-Seriensieger ebenso wenig beeindruckt wie von historischen Wegmarken. 41 Grand Prix hat der erst 25-Jährige jetzt gewonnen, so viele wie die Legende Ayrton Senna. «Natürlich bin ich stolz darauf. Aber ich hoffe, dass es damit nicht aufhört und wir weiter Rennen gewinnen», ließ Verstappen ziemlich beiläufig wissen.
An den 100 Siegen, die sein Rennstall nun in der Formel 1 angehäuft hat, trägt der Niederländer den größten Anteil. Innehalten und genießen? Nicht mit Verstappen. «Das nächste Ziel sind 200 Siege», sagte der souveräne WM-Spitzenreiter.
«Wahrscheinlich, dass sie dieses Jahr alle Rennen gewinnen»
Angesichts der aktuellen Form des Doppel-Weltmeisters und der Überlegenheit seines Dienstwagens könnte das ziemlich schnell gehen. Alle acht Saisonläufe hat Red Bull gewonnen, sechs davon Verstappen, zuletzt siegte er viermal nacheinander. «Es ist wahrscheinlich, dass sie dieses Jahr alle Rennen gewinnen, wenn Aston Martin oder wir nicht noch viel mehr Leistung ins Auto bekommen oder ihre Autos ausfallen», stellte Mercedes-Pilot Lewis Hamilton fest.
Zwar zeigten die technischen Verbesserungen bei den direkten Red-Bull-Verfolgern in Montreal durchaus Wirkung. Doch dass Verstappen diesmal im Ziel nur neun Sekunden Vorsprung auf den Zweiten Fernando Alonso hatte statt wie zuvor 25 Sekunden und mehr, war wohl auch der Schonfahrt des Titelverteidigers und eben der Sache mit dem toten Vogel geschuldet. «Der klebte immer noch an meinem Auto, als ich zurückkam. Sah nicht so toll aus. Der Mechaniker, der das entfernen musste, tut mir leid», sagte Verstappen.
Es muss für die Konkurrenz fast wie Hohn klingen, wenn der Dauersieger von der Pole Position lässig alle Runden anführt und dann sagt: «Ich glaube, dass es nicht unser bester Tag war.» Nachdem Verstappen in den Rekordbüchern nun den Brasilianer Senna eingeholt hat, liegen nach der Zahl der Siege nur noch die siebenmaligen Weltmeister Hamilton (103) und Michael Schumacher (91) sowie Sebastian Vettel (53) und Alain Prost (51) vor ihm.
«Er ist erst 25 Jahre alt. Aber er hat die Welt in seinen Händen», schrieb die spanische Zeitung «Mundo Deportivo». Es ist wohl nur noch die Frage, wie früh Verstappen in diesem Jahr seinen dritten WM-Titel perfekt macht. Auf 69 Punkte ist schon jetzt sein Vorsprung in der Gesamtwertung vor dem zuletzt ziemlich hilflosen Teamkollegen Sergio Perez gewachsen.
«27 Prozent aller Rennen gewonnen»
Auch sein Arbeitgeber geizt derzeit nicht mit Superlativen. Kein Formel-1-Team hat so schnell die 100 Siege geschafft wie Red Bull. Seit Vettels erstem Triumph für den Rennstall des österreichischen Getränkekonzerns in China 2009 sind 14 Jahre vergangen. «27 Prozent der Rennen, an denen wir teilgenommen haben, haben wir gewonnen. Das ist eine unglaubliche Statistik», rechnete Teamchef Christian Horner vor. Nur Ferrari (241), McLaren (183), Mercedes (125) und Williams (114) waren öfter Erster.
Kein Wunder, dass die Red-Bull-Crew in bester Laune zum Team-Heimspiel nach Spielberg weiterreist. «Eine ungeheure Stimmung, eine Euphorie», erwartet Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko beim Großen Preis von Österreich. Alles andere als der nächste Verstappen-Sieg wäre dann schon fast eine Sensation.