Natürlich schaute Sebastian Vettel ganz genau hin. Bei der Streckenbegehung nahm der viermalige Formel-1-Weltmeister die knifflige Piste in Baku durch seine verspiegelte Sonnenbrille intensiv in Augenschein.
Hier noch ein Selfie, da ein Autogramm – nach seinen ersten zehn WM-Punkten für Aston Martin wirkte der 33-Jährige aber auch entspannt. Der fünfte Platz zuletzt in Monaco soll nur der Anfang gewesen sein, denn der Hesse will beim Großen Preis von Aserbaidschan am Sonntag (14.00 Uhr/Sky) daran anknüpfen. «Wir wollen unseren Schwung mitnehmen», sagte er.
Einfach wird das sicher nicht. Denn der Kurs im Fürstentum war vor zwei Wochen ein ganz anderer. Zwar gibt es auch in Aserbaidschans Hauptstadt eine ähnlich langsame Passage, doch die Strecke hat eben auch lange Geraden, die viel Motorenleistung und eine perfekte Abstimmung erfordern. «Es gibt hier keinen Raum für Fehler», sagte Vettel, der bei allen seinen Starts in Baku immer unter den Top Vier landete. «Ich hoffe, wir können diesen Trend fortsetzen. Es ist ein sehr herausfordernder Kurs», sagte der ehemalige Champion.
Vettel weiter ehrgeizig
Der Ehrgeiz des Heppenheimers ist ungebrochen, seine Ziele bleiben die gleichen wie zuvor auch mit Red Bull und Ferrari. «Ich fahre, um zu gewinnen. Wir sind gerade nicht in der Position dazu, aber wir sind motiviert», sagte Vettel. Doch für den WM-Elften ist weiterhin Geduld gefragt. «Wir kommen langsam besser voran mit unserem Auto. Kleine Dinge können schon einen großen Unterschied machen», sagte er in einer digitalen Medienrunde: «Wir müssen weiter pushen und sehen, was wir in den nächsten Rennen holen können.»
Während sich WM-Spitzenreiter Max Verstappen die Begehung der Kurse schon seit 2017 spart («Da schlafe ich lieber länger»), lief auch Mick Schumacher die gut sechs Kilometer drei Tage vor dem Rennen ab. «Ich freue mich aufs Wochenende. Hoffentlich können wir mit Williams und Alfa kämpfen», sagte Schumacher. Mehr als Platzierungskämpfe mit den Hinterbänklern dürften in seinem unterlegenen Haas-Rennwagen aber wieder nicht drin sein. Es soll aber besser laufen als in Monaco.
Nach zwei Trainingsunfällen hatte er zunächst die Qualifikation verpasst. Wegen Problemen mit dem Benzindruck musste er nach einem Überholmanöver seinen Teamkollegen Nikita Masepin wieder passieren lassen – und kam dann nicht mehr vorbei, obwohl er deutlich schneller war. «Wir haben uns das gut angeguckt und geschaut, was wir verbessern können», sagte Schumacher. Nach dem missglückten Einsatz tauschte sich der 22-Jährige auch wieder mit Vettel aus.
Schumacher hat schon viel von Vettel gelernt
«Ich habe schon sehr viel von ihm gelernt und hoffe, dass ich auch noch viel mehr von ihm lernen kann», sagte Schumacher bei einem Mediengespräch zum Verhältnis mit dem zweiten deutschen Fahrer. «Es ist einfach schön, mit ihm über generelle Sachen zu reden.» Dass man sich auf jemanden verlassen könne, meinte der Rookie, «der nur das Beste für mich möchte», das gebe ihm «ein gutes Gefühl».
Beide Piloten haben seit Jahren eine enge Verbindung. Das änderte sich auch nicht, seit sie auf der Strecke gegeneinander fahren. «Das kann funktionieren, wenn man die Zeit investiert», sagte Mick Schumacher. Sein Vater Michael war einst Vettels Kindheitsidol. Immer wieder sind die beiden nun zusammen zu sehen und tauschen sich regelmäßig aus. «Mir macht es Spaß», sagte Schumacher.