An einen Monaco-Fluch glaubt Charles Leclerc nicht. «Ich habe zu Kartzeiten hier ja schon mal gewonnen», sagt der Ferrari-Pilot – und lacht.
Seine Bilanz in der Formel 1 bei seinem Heimrennen könnte schlechter nicht sein. Kein Sieg, kein Podium, keine Punkte – nicht mal ins Ziel kam der einzige Monegasse unter vielen Wahlmonegassen in den Straßen des Fürstentums. Genauso war es ihm auch im Jahr seines Formel-2-Triumphes 2017 ergangen. Nach der Pole Position kam er in den beiden Rennen nicht ins Ziel und musste enttäuscht den kurzen Heimweg antreten.
«Ich liebe diese Strecke, aber ich hatte hier auch eine harte Zeit in den drei Jahren vor der Absage 2020», sagt Leclerc. Dass er es auch in der Startaufstellung in der Formel 1 bisher nicht in die Top Ten schaffte, sei auch noch erwähnt. Zumal: Nirgendwo kommt es so auf die Position an, wenn die Roten Lampen ausgehen, wie in Monte Carlo, wo Überholen eigentlich unmöglich ist.
Die Zeitung «Monaco Matin» fragte am Donnerstag bereits besorgt: «Wird sich das Glücksrad beim Großen Preis von Monaco endlich in die Richtung des Ferrari-Piloten drehen?» Zum Auftakt jedenfalls nicht. Beim ersten Freien Training am Donnerstag musste Leclerc früh in die Box. Gerade mal vier Runden schaffte er, ehe ein Problem mit dem Getriebe auftrat und er nicht mehr weiterfahren konnte.
Das Rennen an diesem Sonntag (15.00 Uhr/Sky) wird Leclercs 64. Grand Prix sein. 2018 stieg er für das damalige Sauber-Team ein, die Beförderung zu Ferrari ließ nicht lange auf sich warten. Leclerc wurde Sebastian Vettel an die Seite gestellt und das italienische Team machte von Beginn an klar: Die Zukunft gehört Leclerc, nicht Vettel, der Ende vergangenen Jahres das Team verlassen musste.
Schon ein Jahr vorher hatte die Scuderia den Vertrag mit Leclerc vorzeitig bis Ende 2024 verlängert. Der mittlerweile 23-Jährige soll der sein, der die titellose Zeit von Ferrari beendet. Seit dem Triumph durch Kimi Räikkönen 2007 warten die Italiener nun schon auf den Fahrertitel.
Damit wird es in diesem Jahr auch wieder nichts, Ferrari kämpft um den Anschluss an den Branchenführer Mercedes mit Rekordweltmeister Lewis Hamilton und Herausforderer Red Bull mit Verfolger Max Verstappen. «Ich bin mir sicher, dass wir bald wieder in der Lage sind, um Siege zu kämpfen», sagt Leclerc.
Zwei gelangen ihm bisher, der erste 2019 in Spa-Franorchamps, der zweite danach in Monza beim Heimrennen der Scuderia vor den motorsportverrückten Tifosi. Emotional käme ein Sieg in Monaco dem sicher sehr nahe.
Auf riesigen Plakaten wirbt er für Abstand und Mund-Nase-Schutz zu Corona-Zeiten. Ein Foto vom fast schon kumpelhaften Händedruck mit Fürst Albert oder eine Kampagne zur Sicherheit im Straßenverkehr mit Fürstin Charlène im Programmheft dürfen auch nicht fehlen. Präsent ist Leclerc überall. Dass Zuschauer erlaubt sind, verleiht dem Grand Prix diesmal auch wieder Flair. Dass die Zahl auf 7500 pro Tag limitiert ist, schränkt das Erlebnisgefühl an der sonnigen Côte d’Azur wiederum ein.
Ein Heimsieg wäre «unglaublich», sagt Leclerc dennoch. Und erklärt: «Meine Kindheit habe ich hier in Monaco verbracht. Vor meinen Freunden, vor meinen Lehrern zu gewinnen, würde mir viel bedeuten.» Der unumstrittene Klassiker der Motorsport-Königsklasse war übrigens auch ein Grund, warum Leclerc überhaupt Rennfahrer wurde: «Der Grand Prix ist so speziell hier, ich habe immer davon geträumt, hier zu fahren.»